Bohlweg-Arkaden: Grüne und Linke gegen Alkoholverbotszonen

von Robert Braumann


Trostlos und wenig einladen, es gibt Diskussion rund um den Bohlweg, Foto: Archiv
Trostlos und wenig einladen, es gibt Diskussion rund um den Bohlweg, Foto: Archiv | Foto: Andre Ehlers



Braunschweig. Die Berichterstattung von regionalHeute.de über die Bohlweg-Arkaden hat viele unserer Leser bewegt, auf unserer Facebook-Präsenz gibt es die unterschiedlichsten Sichtweisen. Einige wollen das schleunigste etwas passiert, andere fühlen sich nicht gestört durch die Situation. Auch die Ratsfraktionen äußern sich auf Anfrage unserer Redaktion. Grüne und Linke stellen sich klar gegen das von der CDU geforderte Alkoholverbot vor Ort (regionalHeute.de berichtete). Die Stadt hat mittlerweile ebenfalls reagiert und will etwas ändern (regionalHeute.de berichtete)

"Bekanntlich haben sich die Bohlweg-Arkaden beziehungs Kolonnaden in den letzten Jahren stark verändert. Viele Geschäfte und Restaurants haben diesen Standort aufgegeben und sind durch andere Betriebe ersetzt worden. An sich ein ganz normaler Vorgang, da der örtliche Einzelhandel einem steten Wandel unterliegt und es immer wieder zu Verlagerungen dieser Art kommt. Für die Standortpflege und das Erscheinungsbild der Bohlweg-Arkaden (Kolonnaden) ist übrigens in erster Linie der Eigentümer verantwortlich. Die Vermietung von Ladenflächen an Alkohol verkaufende Kioske hat die punktuell negative Entwicklung ("Trading Down") sicherlich begünstigt.



Der Aufenthalt alkoholisierter oder bettelnder Personen in diesem Bereich ist an sich nichts Ungewöhnliches und auch an anderen Stellen der Innenstadt zu bemerken. Eine Alkoholverbotszone für die Bohlweg-Arkaden (Kolonnaden) ist dafür keine Lösung, da diese lediglich eine Verdrängung in andere Bereiche zur Folge hätte. Auch mehr Polizeipräsenz oder eine Ausweitung des Zentralen Ordnungsdienstes (ZOD) sind keine Allheilmittel gegen soziales Elend und Drogenmissbrauch. Diesen Phänomenen begegnet man eher mit Streetworkern, die armen und kranken Menschen helfen, statt sie bloß zu verscheuchen. Geprüft werden sollte, ob die hiesigen Einrichtungen für Wohnungslose oder Drogenabhängige für diese Aufgabe ausreichend ausgestattet sind. Ein Wort noch zum aktuellen Vorstoß der CDU: Dieser ist populistischer Unsinn und ein durchsichtiges Wahlkampfmanöver. Sie will damit offensichtlich am rechten Rand fischen und potentielle AfD-Wähler ansprechen. Wenn die CDU nicht weiter weiß, setzt sie stets auf "Law and Order" und fordert mehr Videoüberwachung und Alkoholverbotszonen. Dabei geht es ihr nicht um die tatsächliche Wirksamkeit, sondern lediglich um den propagandistischen Effekt. Wir finden das langsam etwas nervig."

"Die Linke ist gegen Alkoholverbotszonen im öffentlichen Raum"


Auch Anke Schneider, Linksfraktion, Spitzenkandidatin im Wahlbereich Innenstadt, sieht andere Ansatzpunkte. "Die zur Bauzeit des "Schlosses" viel beschworene Aufwertung des Bohlweges ist gründlich misslungen. Damals wurde sogar die Leuchtreklame eingeschränkt. Inzwischen sind die letzten inhabergeführten Geschäfte verschwunden (Buchhandlung Neumeyer, weiter oben Reinicke und Richau), die Ketten sind in das Schloss gezogen. Abends ist die Gegend unwirtlich, wozu die Breite des Bohlweges und der gegenüberliegende riesige, gepflasterte Platz beitragen. Auch die Gebäude am Bohlweg selbst sind nicht gerade schön. Ein Trading-Down-Effekt ist da nicht verwunderlich. Durch die nahegelegenen Haltestellen stellt dieser Abschnitt für Fußgänger einen Verkehrsknotenpunkt dar. Viele Menschen nutzen ihn als Treffpunkt und um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Wenn es an einem Ort fast nur noch Imbissläden gibt, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch entsprechend genutzt werden. Wenn man an der Situation etwas ändern möchte, kann man nicht bei den alkoholisierten Menschen ansetzen, das griffe zu kurz.

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Anke Schneider,, Foto: Linkesfraktion



Die Linke ist gegen Alkoholverbotszonen im öffentlichen Raum. Für solche Maßnahmen müssten schon triftige Gründe vorliegen. Zudem würden sie das Problem nur verlagern." Die Stadt solle lieber an der Örtlichkeit arbeite, so Schneider. "Sie kann im Rahmen ihrer Möglichkeiten Einfluss darauf nehmen, welche Art Gewerbe sich dort ansiedelt, wenn wieder ein Wechsel ansteht. Dazu muss sie mit den Eigentümern Kontakt aufnehmen. Denkbar sind Starthilfen/günstige Räumlichkeiten für eine etwas gehobenere Gastronomie oder Ladengeschäfte, Einschränkungen für die Einrichtung von Spielhallen etc. So könnte man nach und nach die Lage etwas entzerren. Wir halten aber überhaupt nichts davon, die hier bezeichneten Personengruppen aus der Innenstadt zu verdrängen. Natürlich möchten wir, dass alle Menschen, insbesondere Frauen, sich mit gutem Gefühl an den Haltestellen sowie an jedem anderen Ort in der Stadt aufhalten können. Neben baulichen Voraussetzungen sowie einer guten Beleuchtung kann nur eine angemessene Polizeipräsenz dafür sorgen, dass niemand belästigt oder gefährdet wird", ergänzt sie.


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