Braunschweig darf stolz sein: Mini-Labor ist erfolgreich auf Kometen gelandet

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Premiere im Weltall. Es ist 17.03 Uhr als der Jubel im Hörsaal SN 19.1 der Technischen Universität Braunschweig losbricht. Nach zehn Jahren Reisezeit ist das "Philae"-Mini-Labor von der Raumsonde "Rosetta" auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko ("Tschuri") gelandet. Beteiligt an der ESA-Mission sind Wissenschaftler der TU-Braunschweig und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die nun Geschichte schreiben. 



Der Komet befindet sich in 511 Millionen Kilometer Entfernung zur Erde – eine Zahl, die kaum vorstellbar ist. Die Mission ist geglückt, die Wissenschaft jubelt. Mit der Landung der Sonde erhofft sich die Forschung in den kommenden Tagen wertvolle Daten zur Entstehung des Sonnensystems. "Hier erleben wir Wissenschaft pur. Braunschweig ist dabei, Braunschweig ist im Weltraum", sagt TU-Präsident Prof. Dr. Jürgen Hesselbach. "Tschuri sieht doch dem Braunschweiger Löwen ähnlich", ergänzt Prof. Karl-Heinz Glaßmeier vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik.

In einer Live-Übertragung zeigt die Universität am Abend Bilder aus dem ESA-Zentrum in Darmstadt. An diesen Tag werde man sich erinnern, dies sei ein großer Schritt für die menschliche Zivilisation, freut sich der ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain in der Live-Schalte. Es dauert ungefähr drei Stunden, bis die ersten Daten der "Philae" im Zentrum ankommen. Die Lebensdauer des forschenden Labors im Weltall, wird vermutlich nur wenige Tage andauern, dann droht die Hitze mit dem Garaus.



Der 1969 entdeckte Komet misst an einer Seite etwa 4000 Meter. Er trägt den Namen seiner Entdecker, Tschurjumow-Gerassimenko, besteht aus Eis und ist mit einer dunklen Staubschicht überzogen. Je näher er also der Sonne kommt, desto mehr Ausgasungen entstehen. "Tschuri" braucht etwa sieben Jahre, um einmal die Sonne zu umrunden. "Wir kennen mittlerweile jeden Fleck auf dem Kometen", verrät Prof. Karl-Heinz Glaßmeier. Und doch werfe er noch so viele Fragen auf. "Uns interessiert, ob es auf dem Kometen Formen organischen Materials gibt", so Glaßmeier.

Im Übrigen kann „Tschuri“ auch singen. Die "Rosetta" hat Geräusche aufgenommen, die vom Kometen und aus dessen Umfeld stammen sollen. Der Komponist und ehemalige TU-Absolvent Manuel Senfft hat die Messdaten erhalten und auf deren Basis einen akustischen Raum modelliert. Der Soundtrack zum Kometen ist hier zu hören.

Die "Rosetta" startete mit "Philae" an Bord am 2. März 2004 mit einer Rakete von der Weltraumstation in Französisch-Guayana. Die gesamte Forschungs- und Vorbereitungszeit dauert nun 20 Jahre an.


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