Das Gerstäcker-Museum steht vor dem Aus


Am Gerstäcker Museum müsste auch baulich etwas getan werden. Foto: Robert Braumann
Am Gerstäcker Museum müsste auch baulich etwas getan werden. Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Alle Bemühungen der Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft, Unterstützung für den Betrieb des Museums an der Wolfenbütteler Straße zu erhalten, schlugen bislang fehl. Deswegen sieht sich der Verein gezwungen, die Ausstellung zum Jahresende zu schließen. Die schriftliche Bitte um Hilfe an die Ratsfraktionen ist der letzte Rettungsversuch. Das Schreiben liegt den Fraktionen vor. Die jährlichen Raumkosten sowie Anschaffungen für Erhalt und Betrieb des Museums wurden seit der Gründung 1982 durch Mitgliedsbeiträge, Verkauf von Publikationen und Spenden finanziert. Nach 34 Jahren übersteigt das die Möglichkeiten des Vereins.

Thomas Ostwald, Vorsitzender der Gerstäcker-Gesellschaft und Initiator des Museums, hat seit Jahren auf eine tragfähige Lösung und eine dauerhafte Existenz in Kooperation mit der Stadt gedrängt. „Auch aus Altersgründen habe ich die Stadt frühzeitig gebeten, das Museum zu übernehmen und fortzuführen. Sie lehnt aber eine Unterstützung kategorisch ab und verhindert so mögliche Co-Finanzierungen durch Stiftungen“, erläutert Ostwald enttäuscht. Sein Unverständnis ist umso größer, weil die Stadt Braunschweig seit 1947 mit dem ältesten deutschen Jugendbuchpreis an den Schriftsteller Gerstäcker als Sohn der Stadt Braunschweig erinnert. Die Jahreskosten betragen rund 12.000 Euro. Die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft hat der Stadt unter anderem ein Zukunftsprojekt vorgeschlagen, das die Auswanderung des 19. Jahrhunderts als Erweiterung der Dauerausstellung mit der Migration des 21. Jahrhunderts verbindet. Vorgesehen ist, dass junge Migranten durch die Zusatzausstellung führen. Gerade für Schülerinnen und Schüler böte das eine sehr gute Gelegenheit, sich mit dem Thema „Flüchtlinge“ auseinanderzusetzen. Gegen die drohende Schließung des Braunschweiger Gerstäcker-Museums haben amerikanische und deutsche Wissenschaftler in Schreiben an Oberbürgermeister Ulrich Markurth protestiert. Vor allem deswegen, weil die Ausstellung in ihrer Kompaktheit auseinanderbricht. „Die vorhandenen Materialien werden in alle Welt verstreut. Wohl nur ein geringer Teil könnte im Städtischen Museum bleiben“, erläutert Thomas Ostwald. Gerstäcker verbrachte seine Jugend und seine letzten Lebensjahre in Braunschweig. Dazwischen war er Weltenbummler und Autor vieler Abenteuerromane. Im Gegensatz zu Karl May hatte er die Schauplätze seiner Geschichten tatsächlich besucht. Er unternahm Reisen nach Amerika, Südamerika, in die Südsee und nach Australien. Seine bekanntesten Werke sind „Die Regulatoren in Arkansas“ und „Die Flußpiraten des Mississippi“. Aber auch einer der ganz frühen deutschen Kriminalromane mit einem Ermittler spielt direkt in Braunschweig, rund um den Hagenmarkt: „Im Eckfenster“ Friedrich Gerstäcker starb 1872 in Braunschweig während der Vorbereitungen zu einer weiteren Reise, die ihn nach Indien führen sollte. Sein Grab befindet sich auf dem Magni-Friedhof.


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