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Den Taschendieben auf der Spur

von Robert Braumann


Jens Zeiler und Hans-Werner Laue (von links) sind die Ermittlungsgruppe "Taschendiebstahl" aus Braunschweig. Jährlich haben sie es mit über 800 Taten zu tun. Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Offene Rucksäcke, unbeaufsichtigte Handtaschen, Smartphones auf Tischen, Geldbörsen in der Hosentasche. Den Ermittlern Heinz-Werner Laue und Jens Zeiler fallen schon innerhalb weniger Meter potenzielle Opfer für Taschendiebstähle auf. Sie sind wieder einmal präventiv in der Innenstadt unterwegs, um die Bürger für das Thema zu sensibilisieren, denn die Fallzahlen steigen seit Jahren an. Hin und wieder werden die Beamten dabei auch selbst aktiv und lassen einen Gegenstand kurzfristig mitgehen, um den Menschen aufzuzeigen, wie einfach es manchmal ist etwas zu stehlen. Die sind dann meist völlig überrascht, wenn die Beamten ihnen Geldbörse oder Handy zurückgeben.

Die beiden Ermittler haben in jedem Fall alle Hände voll zu tun, gerade kurz vor dem Fest: "Der Weihnachtsmarkt ist ein beliebtes Ziel für die Täter, im Gedränge können sie gut zugreifen, wenn dann bei den Opfern noch Alkohol fließt, wird es noch einfacher", erklärt Laue. In diesem Jahr würden die Fallzahlen vermutlich die 1000er Marke durchbrechen. "Wir haben in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Anstieg, um bis zu 25 Prozent. Dazu kommt noch die Dunkelziffer, man kann also schon von einem massiven Problem sprechen.", so Zeiler. Man habe es aktuell vermehrt mit Tätern aus Nordafrika zu tun, die ihr Unwesen trieben, ergänzt er. Das sei in ganz Europa zu beobachten. In einer Mitteilung der Polizei, die regionalBraunschweig.de vorliegt, heißt es zu den Taten, dass viele Fälle einer Gruppe nordafrikanischer Asylbewerber zuzurechnen seien, die in Niedersachsen höchst professionell gewerbsmäßig Taschendiebstähle und andere Eigentumsdelikte begingen.

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Der Weihnachtsmarkt ist ein beliebtes Ziel bei Dieben. Foto: Robert Braumann



Allerdings sei das Beileibe nicht die einzige Tätergruppe, sagen die Ermittler. Das alles nur auf die Flüchtlinge zu beziehen, das sei zu kurz gegriffen.

35 Handys weg


Er berichtet von einem Fall aus diesem Jahr, als bei einem Konzert der Punk-Band Broilers, innerhalb kürzester Zeit 35 Smartphones verschwanden. Keiner der Konzertbesucher hatte etwas von den Taten mitbekommen, erst hinterher. "Die Diebe hatten sich ganz gezielt diese Konzerte in verschiedenen Städten ausgesucht und immer wieder zugeschlagen, drei von ihnen konnten schließlich in Nordrhein-Westfalen dingfest gemacht werden. Sie kamen aus Rumänien", berichtet Zeiler.

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Bei einem Broilers Konzert kam es zu 35 Taten. Foto: Robert Braumann



Dazu kämen reisende Tätergruppen, Gelegenheitsdiebe oder auch Klau-Kinder. Besonders nutzten die Täter die Unachtsamkeit der Menschen und das demonstrieren die Beiden auch auf dem Weihnachtsmarkt und in Geschäften der Innenstadt. Hin und wieder gehen sie raus und machen die Bürger auf die Problematik aufmerksam. In einem Laden zeigen sie einer jungen Frau, wie einfach es ist ihre Geldbörse aus dem Rucksack zu nehmen, einer anderen Dame könnte ohne weiteres die Tasche aus dem Einkaufswagen genommen werden. Als die Beamten sie ansprechen, zeigen beide Einsicht, wollen aber nicht vor die Kamera. "Das kennen wir schon", sagt Laue. Viele würden aus Scham nichts sagen wollen, nachdem man ihnen aufzeigt habe, wie einfach es sei sie zu bestehlen. Die Täter treten meist professionell auf und gehen in der Regel arbeitsteilig vor. Außerhalb von Lokalitäten werden überwiegend junge Männer durch "Antanzen", "Anrempeln", spontanes Hochheben und weiteres abgelenkt. Nach einem unauffälligen Körperkontakt sind dann zumeist Geldbörse oder Smartphone weg, berichten die Experten. Sie kümmern sich aus dem Polizeikommissariat Mitte um die Taschendiebstähle in der Stadt. Eine von vier Ermittlungsgruppen in ganz Niedersachsen. Im letzten Jahr konnten sie 13 Prozent der Fälle aufklären und liegen damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 5,7 Prozent.Der Gesamtschaden durch Taschendiebstahl liegt bei über 40 Millionen Euro jährlich. Die Zahlen würden zeigen, dass nur ein Bruchteil der Taten aufgeklärt werden könnten, sagt Laue. Deshalb sollte Vorsicht das oberste Gebot sein.

Sie raten dazu:


Geld, Bankkarten und Handys in verschließbaren Innentaschen der Bekleidung mitzuführen. Niemals die PIN zu notieren und mitzuführen. Handtaschen und vor allem Rucksäcke seien dafür keine sicheren Behältnisse.  Wenn Taschen getragen werden, immer mit dem Verschluss nach innen. Auf Rolltreppen sollte man seitlich stehen, um den Hintermann im Blick zu haben und damit zeigen, dass man aufmerksam ist. Ansonsten immer wachsam sein und niemals Wertgegenstände unbeaufsichtigt lassen. Wichtige Telefonnummer: Allgemeiner Sperrnotruf: 116116


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