Der neue Stadtbad-Chef im Gespräch

von Robert Braumann


Besonders die Wasserwelt steht immer wieder in der Kritik. Foto: Balder
Besonders die Wasserwelt steht immer wieder in der Kritik. Foto: Balder | Foto: Christina Balder



Braunschweig. Offiziell beginnt Christoph Schlupkothen erst im neuen Jahr, da Ex-Chef Jürgen Scharna aber seinen Resturlaub genommen hat, ist der neue Macher schon am Werk und er hat einiges mit den Braunschweiger Bädern vor – Angst vor der Konkurrenz in Gliesmarode hat er nicht. regionalBraunschweig bat zum Interview. 

regionalBraunschweig.de: Gerade die Wasserwelt hat in Braunschweig nicht den besten Stand, warum haben Sie sich dennoch für die Aufgabe in der Löwenstadt entschieden?


Es geht um mehr als die Wasserwelt. Die Stadtbad GmbH steht mit ihrem Angebot für eine gute Bäderversorgung. Das sieht in anderen Regionen Deutschlands anders aus. Aber natürlich kenne ich die Kritik an der Wasserwelt. Meine Aufgabe ist es aber, die Sache zum Positiven zu wenden. Ich blicke daher in die Zukunft. Hinzu kommt, dass ich Braunschweig für eine sehr attraktive Stadt halte, die meiner Familie viel Lebensqualität bietet.

Was fällt Ihnen in der Braunschweiger-Bäderlandschaft und den Kunden bisher auf? Gibt es Besonderheiten, auch im Vergleich zu Ihren vorherigen Anstellungen?


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Christoph Schlupkothen hat sich viel vorgenommen. Foto: privat



Die Stadtbad GmbH ist gut aufgestellt. Hier gibt es keinen Investitionsstau: Im BürgerBadePark, im Sportbad Heidberg und in den Freibädern ist sicherlich die eine oder andere kleinere Investition nötig – aber die Substanz ist gut. Mit der Wasserwelt haben wir ein attraktives Freizeitbad, dessen Vorzüge wir allerdings noch besser herausstellen müssen. Das ist eine interessante Aufgabe und auch eine Herausforderung, die ich gerne annehme.

Wie finden Sie das Konzept mit einigen wenigen Bädern, wie es in Braunschweig an der Tagesordnung ist? Ist das Konzept kundenfreundlich?


Es ist ein zeitgemäßes Konzept und diese Entwicklung erleben wir überall. Das Konzept der kleinen Bäder ist überholt – das spiegelte sich ja auch in sinkenden Besucherzahlen und steigenden Defiziten wieder: Das alte Allzweck-Schwimmbecken in rechteckiger Form zieht heutzutage nicht mehr genügend Leute an. Darum ist es sinnvoll, das Angebot für verschiedene Nutzergruppen zu zentralisieren und damit unterschiedliche Schwerpunkte zu bilden: Im BürgerBadePark mit dem 32 Grad warmen Wasser stehen Ruhe und Gesundheit im Vordergrund, im Heidberg dreht sich alles um den Sport – und wir haben das Premiumbad Wasserwelt mit Freizeitcharakter und Saunalandschaft.

Fürchten Sie die Konkurrenz, wenn das Bad in Gliesmarode wieder eröffnet wird?


Ich denke, dass dann insgesamt mehr Braunschweiger schwimmen gehen werden. Eine weitere Differenzierung des Angebotes kann der Stadt gut tun – das Bad in Gliesmarode hat seinen eigenen Charme. Aber es ist eben ein anderes Bad als die Wasserwelt. Die Frage der Konkurrenz stellt sich nicht im marktwirtschaftlichen Sinn. Die städtische Stadtbad GmbH hat den öffentlichen Auftrag der Daseinsfürsorge: Wir stellen viel Nutzungsfläche für das Schul- und Vereinsschwimmen zur Verfügung. Wie sich die Besucherzahlen entwickeln werden, ist zum heutigen Tage Spekulation, es gibt ja auch noch keinen Eröffnungstermin.

Mit wie viel Geld müssen die Braunschweiger-Bäder momentan bezuschusst werden?


In 2014 mit rund 8 Millionen Euro.

Es gab nach Kritik an der Wasserwelt Preissenkungen – werden diese dauerhaft beibehalten?


Die Preise sind heruntergesetzt worden, um Menschen, die von der Kritik verunsichert waren, einen Anreiz zu geben, sich ein eigenes Bild von den Vorzügen der Wasserwelt machen können. Deshalb ist die Reduzierung zeitlich befristet. Konkrete Pläne für eine Erhöhung gibt es noch nicht. Angesichts der zu erwartenden Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer werden auch wir unseren Teil zur Konsolidierung des städtischen Haushaltes beitragen müssen. Was das genau heißt, wissen wir noch nicht.

Wie sehen die aktuellen Besucherzahlen aus? Welcher Trend zeichnet sich ab?


Allgemein sind solche Vergleiche auch immer abhängig von der Sommersaison – die Zahlen schwanken. Wenn wir uns die diesjährige Freibadsaison anschauen, dann haben wir 26 Prozent mehr Besucher verzeichnet als im vergangenen Jahr, nämlich insgesamt 120 000 Besucher. In der Wasserwelt hatten wir von Januar bis Ende Oktober mehr als 310 000 Besucher. Bis zum Jahresende werden wir an die 400 000 herankommen. Wenn wir uns die Besucherzahlen aller Hallenbäder anschauen, sind wir bei einem Rückgang von ungefähr drei bis fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Fassen wir die Besucherzahlen aller Einrichtungen zusammen, haben wir eine Steigerung.

Man kann in Braunschweig nicht nur schwimmen – wie wird die Saunalandschaft angenommen?


Erfreulich gut – nicht zuletzt, weil sie vom Deutschen Sauna-Bund als „Premium-Sauna“ zertifiziert wurde. Das motiviert auch die Mitarbeiter, die durch ihren professionellen Einsatz entscheidend zu dieser Auszeichnung beigetragen haben und die sie unbedingt halten wollen, denn die Qualität der Saunawelt wird in drei Jahren erneut überprüft.

Immer wieder gibt es Kritik daran, dass Nichtschwimmerbecken zu tief wären und die Fliesen im Bad zu rutschig seien. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?


Spätestens zum Jahreswechsel wird das Aktivbecken samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr auf eine für Nichtschwimmer ideale Wassertiefe zwischen 60 und 90 Zentimetern gestellt. Zu dieser Zeit besuchen uns nämlich 50 Prozent unserer Gäste. Außerdem erhöhen wir die Temperatur im Planschbecken von 30 auf 32 Grad.
In Schwimmbädern sollten immer geeignete Badeschuhe angezogen werden. Und vielleicht gehen persönlicher Eindruck und die tatsächliche technische Eigenschaft der Fliesen auseinander. Ich kann versichern, dass die Fliesen die in den Richtlinien geforderte rutschhemmende Klasse haben. Bei uns werden alle Unfälle dokumentiert und ausgewertet. Die Rutschfestigkeit der Fliesen spielt da keine besondere Rolle, sonst würden wir auch etwas dagegen unternehmen.


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