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Die Friedenstanne leuchtet

von Robert Braumann


Die Friedenstanne auf dem Stadtmarkt erstrahlt seit Sonntag. Fotos: Robert Braumann



Wolfenbüttel. Rund 13 Meter ragt sie mitten auf dem Stadtmarkt in die Höhe – Die 53. Friedenstanne. Seit 1962 findet sie jedes Jahr ihren Weg aus dem norwegischen Drammen bis nach Wolfenbüttel. Der Transport wird organisiert von zwei befreundeten Druidenlogen aus Norwegen und Wolfenbüttel. Am Sonntag wurde sie offiziell an Thomas Pink übergeben und die Lichter wurden eingeschaltet. Der Bürgermeister nutzte den Anlass, um auf die aktuelle Lage in der Welt einzugehen und sprach Klartext. Es folgte eine Feierstunde im Ratssaal. 

Mit dem Schiff wurde die Friedenstanne, die auch in diesem Jahr eigentlich wieder eine Fichte ist, von Norwegen bis nach Bremerhaven gebracht. Hier wurde sie von der Loge "Zur Bundestreue" in Empfang genommen und bis auf den Stadtmarkt nach Wolfenbüttel gebracht. Als ein Symbol für Völkerverständigung und Frieden wird sie an ihrem Platz den Mittelpunkt des Wolfenbütteler Weihnachtsmarktes bilden. Für Günter Selle von der Loge zur Bundestreue ist es "die größte Friedenstanne aller Zeiten". In der Tat, mit ihren 13 Metern und 2,5 Tonnen Gewicht ist sie tatsächlich die bisher mächtigste Friedenstanne, die die Logenbrüder aus Drammen mitgebracht haben. Und derer gab es vorher schon 51. Bereits am Montag hatten die Stadtwerke Wolfenbüttel am oberen Teil der Friedenstanne den Herrenhuter-Stern und die Lichterkette angebracht. Dann waren die Schülerinnen und Schüler der 4a der Grundschule Harztorwall an der Reihe und durften die Friedenstanne mit Tannenzapfen, Herzen, Sternen, kleinen Tannenbäumen, Engeln und vielem mehr schmücken.

"Gemeinsam bewältigen wir diese Herausforderung"


Ihre Berechtigung habe die Friedenstanne seit der deutschen Einheit nicht verloren. Ganz das Gegenteil sei der Fall. Diese Friedenstanne besitze eine Aktualität, die man vielleicht auf den ersten Augenblick so erkenne. Sie besitze eine im wahrsten Sinne des Wortes "brutale" Aktualität.

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Thomas Pink fand klare Worte. Foto: Robert Braumann



Ob der jugoslawische Bürgerkrieg, die Irak-Kriege, der Afghanistan-Feldzug, die ständigen und zerstörerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern, die Bürgerkriege und Völkermorde in Afrika, der rechte Terror in Deutschland (Pink: "Über 500 Übergriffe auf Migranten und Flüchtlingsunterkünfte – dafür schäme ich mich zutiefst!") sowie die islamistischen Anschläge im Januar und November in Paris, im November im Libanon oder auch den Anschlag auf ein russisches Passagierflugzeug Ende Oktober, so der Bürgermeister.

"Mehr als ein Weihnachtsbaum"


Die Friedenstanne sei also mehr als ein Weihnachtsbaum auf einem wunderbaren, stimmungsvollen Weihnachtsmarkt, der auf das für Deutschland, ja ganz Europa wichtigste Fest – Weihnachten – hinweist. "Wir habe es verdient zu feiern, wir müssen fest an unseren Traditionen festhalten. Wir müssen zusammenstehen in dieser Zeit und es ist gut, dass wir hier heute zusammen sind. Es ist ein Tag der Freude aber auch der Besinnung und der Nächstenliebe. Und gerade diese dürfen wir nicht vergessen", betonte Pink. Den Deutschen gehe es alles in allem sehr gut. Das Land habe eine starke Wirtschaft, so wenig Arbeitslose wie vor 25 Jahren nicht mehr. Trotz Terrorgefahr sei Deutschland immer noch eine starke Demokratie, für die man aber kämpfen müsse, damit eben nicht die Feinde unserer Gesellschaft irgendwann wieder die Oberhand gewännen. "Und wir haben eine Situation, die wir so seit langem nicht mehr erlebt haben. Es kommen Menschen zu uns, die vor Verfolgung, Krieg, Benachteiligung aus religiösen, ethnischen oder politischen Gründen fliehen", so Pink. Das werfe zwar auch viele Fragen, Sorgen und Zukunftsängste auf, denen man mit Information, Information und noch einmal Information begegnen könne. In Wolfenbüttel mache man dies schon seit vielen Monaten. "Aber ich denke auch, dass das eine Auszeichnung für unseren Staat – deshalb eine Auszeichnung für uns – ist, weil diese Menschen in ihrer ganzen Verzweiflung sich diese europäische Wertegemeinschaft ausgesucht haben, um hier Frieden, Sicherheit und ja – auch ein sorgenfreies Leben für sich und ihre Kinder zu gestalten“, sagt der Bürgermeister. An dieser Stelle dankte er allen Bürgern der Stadt für ihre Toleranz, ihre Aufnahmebereitschaft, für ihre Abgeklärtheit und den vielen Helfern, die sich gemeinsam mit der Verwaltung dieser Mammutaufgabe stellen. "Gemeinsam bewältigen wir diese Herausforderung. Nehmen wir die Schutzbedürftigen in unsere Mitte", betonte der Bürgermeister.

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Gemeinsam wurde der restliche Abend begangen. Foto: Robert Braumann



Im Anschluss gab es einen Empfang im Ratssaal für die angereisten Mitglieder der Logen aus Drammen und der Wolfenbüttel sowie der Gäste aus der Partnerstadt Blankenburg.​


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