Ein Amphitheater für Braunschweig?

von Robert Braumann


Vom Thingplatz ist kaum noch etwas übrig, dennoch kann man den Platz am Nußberg noch erahnnen, Foto: Robert Braumann
Vom Thingplatz ist kaum noch etwas übrig, dennoch kann man den Platz am Nußberg noch erahnnen, Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Bereits 2014 gab es im Bürgerhaushalt der Stadt den Vorschlag den Thingplatz am Nussberg zu reaktivieren. Nun erreichen die Redaktion erneut Anfragen, ob dort nicht ein Amphitheater entstehen könnte. Der Platz ist allerdings mittlerweile erheblich überwuchert und wurde ursprünglich von den Nationalsozialisten als Versammlungsstätte genutzt. regionalHeute.de hat bei den Ratsfraktionen nachgefragt, wie sie den Vorstoß sehen.

Ratsherr Uwe Jordan, SPD, Bezirksbürgermeister im Östlichen Ringgebiet, sagte: "So gut man sich in diesem Gebiet ein Freilufttheater vorstellen kann, um so aufwändiger ist es, eine entsprechend moderne Infrastruktur (Bausicherheit, barrierefreie Wege, Toiletten, Wege, Parkplätze usw.) zu schaffen." Zudem bemerkt er: "1935 wurde der sogenannte "Thingplatz" eingeweiht und von den Nationalsozialisten für die Verbreitung ihre Ideologie verwandt; zu diesem Zweck wurden auch germanische Mythen in Theateraufführungen neu belebt. Die aufzuwendenden Kosten sind zurzeit im Sozialbereich oder/und Schulbereich besser einzusetzen." In eine ähnliche Richtung argumentiert Holger Herlitschke, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat.

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Holger Herlitschke.. Foto: Grüne Braunschweig



"Der überwucherte Thingplatz im Prinzenpark ist bekanntlich historisch stark belastet. Er ist 1934 / 35 als Aufführungs- und Weihestätte der Nationalsozialisten errichtet und auch entsprechend genutzt worden [...]. Vor diesem Hintergrund halten wir es für völlig abwegig, den Thingplatz und damit eine ehemalige Kultstätte „völkischen Gemeinschaftslebens“ in der heutigen Zeit als öffentliches Amphitheater beziehungsweise Freilichtbühne wiederzubeleben. Insofern erteilen wir dem Vorschlag eine klare Absage."

Kein Geld - kritische Vergangenheit


Peter Edelmann, Mitglied im Ausschuss für Kultur und Wissenschaft und Ratsherr aus dem Östlichen Ringgebiet, CDU, befand: "Braunschweig ist reich an Kultur! Neben einer herausragenden Museumslandschaft, den Angeboten des Staatstheaters und unseres Kulturdezernates gibt es auch eine aktive Szene der Breiten- und Soziokultur. Diese unzähligen Aktivitäten schätzen wir sehr und unterstützen diese auch mit finanziellen Mitteln aus dem städtischen Haushalt. Sollte sich also eine private Initiative finden, die im Prinzenpark ein Amphitheater errichten will, würden wir diese selbstredend unterstützen. Eine Einrichtung allein aus Steuergeld lehnen wir jedoch ab!

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Peter Edelmann, Foto: CDU



Darüber hinaus müsste bei einer Reaktivierung des Thingplatzes sehr darauf geachtet werden, dass die Historie dieses Ortes als Versammlungsstätte der Nationalsozialisten deutlich wird. Abgesehen von dieser Einzelfrage werden wir in den nächsten Jahren vor der großen Herausforderung stehen, vor dem Hintergrund wegfallender privater Förderungen bei einem gleichzeitig schrumpfenden öffentlichen Haushalt intelligente Lösungen zu finden, wie wir durch eine ausgewogene Bezuschussung alle Bereiche des kulturellen Lebens in unserer Stadt erhalten können."

"Freilufttheater durchaus denkbar"


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Viele Bäume überwuchern den einstigen Platz, Foto: Robert Braumann



"Bereits 2014 wurde diese Idee in den Bürgerhaushalt eingebracht und auch der Verein KufA e.V. stellte ihn im Rahmen seiner 65 Ideen für Braunschweig vor. Eine Wiederherstellung käme jedoch nur als kulturelle Bildungs-, Mahn- und Gedenkstätte in Betracht, schließlich ist dieser Platz historisch-politisch durch seine Entstehungsgeschichte im Nationalsozialismus stark belastet. Das darf nicht in Vergessenheit geraten, daher muss dort angemessen an die Greueltaten des Nationalsozialismus und die besondere Rolle der Stadt Braunschweig dabei erinnert werden. Eine kulturelle Bildungsstätte, die zugleich Kunst, Kultur und Jugendarbeit mit Bildung und Gedenken verknüpft - zum Beispiel in Form eines Freilufttheaters - ist durchaus denkbar.

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Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann. Foto: Piratenfraktion Braunschweig



In Anbetracht der Haushaltslage wäre ein solches Projekt aber nur bei entsprechend hoher Förderung von außerhalb der Stadt zu realisieren. Auch hielten wir es - gerade beim Nussberg, der sich allseitiger Beliebtheit erfreut - für angemessen bei der Entscheidung die Bürger zu beteiligen, zum Beispiel durch eine Bürgerbefragung", so die Piratenfraktion.

"Der Thingplatz im Prinzenpark wurde in den Jahren 1934/35 von den Nationalsozialisten angelegt, um dort - angeblich auf germanischer Tradition fußend - Jubelfeiern und Parteiveranstaltungen abzuhalten. Es handelt sich damit keineswegs um einen historisch "wertvollen" Ort, sondern um eine "Kult"- Stätte eines verbrecherischen Staates, die zu recht "verwildert".



Die noch vorhandenen Stufen, die restlichen Steine wurden zum Aufbau der Stadt nach dem Krieg abgetragen, sind vielen Braunschweiger Einwohnerinnen und Einwohnern durchaus bekannt. Dort eine Nazi-Tradition eines Amphitheaters aufleben zu lassen, hält die Fraktion der LINKEN für völlig unangemessen und falsch", sagte Ratsherr Udo Sommerfeld.


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