Erstes Gin Festival in Braunschweig

von Andreas Molau


Beim ersten Gin Festival in Braunschweig wurde ordentlich gemixt. Fotos: Andreas Molau
Beim ersten Gin Festival in Braunschweig wurde ordentlich gemixt. Fotos: Andreas Molau | Foto: Andreas Molau



Braunschweig. Bis Morgen verwandelt sich das Areal rund um den alten Bahnhof in Braunschweig, am Friedrich-Wilhelm-Platz, einmal wieder in eine Genussmeile. Diesmal steht beim ersten Gin Festival Braunschweig die Wacholder-Spirituose im Zentrum.

Nach dem Streetfood und Beer&Burger-Festival hat die Eventagentur A&B mit dem Gin Festival Braunschweig nun ein neues Format aufgelegt. Diesmal geht es um den Wacholderschnaps, der wahrscheinlich in den Niederlanden erfunden wurde. Die Holländer waren im 17. Jahrhundert eine bedeutende Handelsmacht und kümmerten sich darum, dass Spirituosen überall dort per Schiff hingebracht wurden, wo sich Europäer niedergelassen hatten – und das war im Zeitalter des Kolonialismus in jedem Winkel des Globus der Fall. Verschifft wurde da zunächst vor allem Whisky, Cognac und Weinbrand. Ende des 17. Jahrhunderts kam dann der Wacholderschnaps auf den Markt. Der Arzt François de la Bö erfand den »Genever«. Und es war Wilhelm III. von Oranien-Nassau, der die Spirituose 1689 nach England brachte. Dort trat sie einen Siegeszug an. Dieses Getränk hatte mit den heutigen Qualitätsprodukten aber kaum etwas zu tun. Erst einmal ging es auch um etwas anderes: Der britische König agierte nach dem Motto »Britain first«, handelspolitisch wie Donald Trump heute, machte den Gin steuerfrei, legte fest, dass er nur aus Inselgetreide hergestellt werden sollte. Vor allem sollten französische Brände von der Insel fern bleiben.


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Große Auswahl…[/image]

Das Gin-Problem


Der Gin ging »durch die Decke« und löste den Punsch als Lieblingsgetränk der Briten ab. Bis 1621 existierten nicht weniger als 200 Destillerien auf der Insel, und bald war er vor allem da, um die Sorgen und Nöte des einfachen Volkes zu ertränken. Die wurden in den ersten Fabriken der »Industriellen Revolution« zu Lohnsklaven und vegetierten in den Speckgürteln der Großstädte auf elende Weise. Der Hochprozentige ließ sie ihr Schicksal vergessen. Als man die Ginexzesse 1736 bremsen wollte und die Spirituose besteuerte, brachen sogar Unruhen aus. Das ist Gott sei Dank Geschichte. Auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz flanierten zu Beginn des 1. Braunschweiger Gin Festivals entspannte Passanten, die bei einem Tasting die verschiedenen Aromen der Hersteller zu ergründen suchten. Bei über 50 verschiedenen Sorten ist es gut, dass bis Samstag zwei Tage angesetzt sind, um sich wenigstens einen groben Überblick zu verschaffen. Neben den Klassikern wie Tanquerauy, Beefeater, Hendricks oder Monkey47 gibt es inzwischen auch zahlreiche deutsche Manufakturen, aber auch solche aus Spanien, Holland oder den USA, die aus Nosing-Gläsern, die bauchig und gewölbt sind und die Aromen verströmen lassen, verkostet werden.


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Schon am Freitag war einiges los.[/image]

Eine Komposition von Aromen


Denn neben dem Wacholder, der dem Gin seinen typischen Geschmack gibt, sind es, je nach Anbieter, zahlreiche weitere Zutaten, die für eine Geschmacksexplosion bei diesem In-Getränk sorgen. Klassischerweise können das etwa Ingwer, Muskat oder Orangenschale sein – über 100 Zutaten sind bekannt. Und wie beim Wolfenbütteler Kräuterlikör mit seinem berühmten Geheimrezept, lassen sich auch die Ginhersteller nicht gern in die Karten schauen. Wichtig ist: Im Gegensatz zum Likör werden die Aromen nicht nach, sondern während der Destillation zugefügt. Entweder sorgen die Gewürze über den Alkoholdämpfen dafür, dass der Geschmack haften bleibt. Oder die Gewürze werden in die Kornmaische gemischt und als Mazerat destilliert. Für die Besucher des Gin Festivals waren diese Herstellungsmethoden wie die historischen Hintergründe beim Erlebnisfestival sicher nebensächlich. Am Freitagabend schon waren die Gassen zwischen den Ständen gut gefüllt, die Sitzbänke gut besetzt. Von der Musikbühne aus sorgten die Klänge für Clubatmosphäre. Und bei der Auswahl an purem Gin nebst Mischungen ist man gut beraten, sich beraten zu lassen. Zwei Getränke zum Beitrag sind noch stimulierend: Da war einmal pur der »De Borgen Holland Gin«, der weich und fast fruchtig über die Zunge floss und schließlich der etwas harzigere Monkey47, der als Mischung sehr gut zum exklusiven Tonic von Schweppes mit Pfeffer harmonierte. Wer nicht mehr an den Schreibtisch muss, für den empfiehlt sich morgen noch das Gin-Tasting für 20 €. Und für den anschließenden Hunger gibt es leckere Dry-Aged-Burger oder Bubble Waffeln.


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Der Monkey47 mit Pfeffer Tonic. Ein Gedicht.[/image]


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