Fachtagung „Geistige Behinderung und Demenz“ überbucht


Prof. Dr. Gert Bikker, Vizepräsident der Ostfalia, begrüßt 200 Teilnehmer zur Fachtagung in Wolfenbüttel. Foto: Privat
Prof. Dr. Gert Bikker, Vizepräsident der Ostfalia, begrüßt 200 Teilnehmer zur Fachtagung in Wolfenbüttel. Foto: Privat | Foto: Privat



Wolfenbüttel. Viele Menschen denken, dass „geistige Behinderung und Demenz“ ein Thema für nur wenige Spezialisten ist. Das Gegenteil ist offensichtlich der Fall, denn das große Interesse an der gleichnamigen regionalen Fachtagung, die am 5. November an der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel stattfand, machte die Wichtigkeit und hohe Aktualität des Themas deutlich. Kooperationspartner der Veranstaltung waren die Theodor Fliedner Stiftung und die Diakonie Michaelshoven.

Rund 200 Teilnehmer zählte die Fachtagung und war schon frühzeitig überbucht. „Vielen Interessierten mussten wir absagen und eine Videoübertragung einrichten, um einen reibungslosen Ablauf der Fachtagung zu gewährleisten“, berichtete Organisatorin Prof. Dr. Sandra Verena Müller. Seit 2014 leitet sie ein von der Bezirksregierung Düsseldorf und den Pflegekassen in Nordrhein-Westfalen gefördertes Projekt mit dem Titel „Demenzarbeit bei geistiger Behinderung - Maßnahmen zur Begleitung und Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz (DAGBE)“. Sie berichtete, dass aufgrund der weiter ansteigenden Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung, auch die Anzahl altersbedingter Erkrankungen wie Demenz deutlich zunehmen wird. „Während heute laut Daten der Alzheimergesellschaft rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen sind, könnten im Jahr 2050 bei einer Gesamtbevölkerung von 69,4 Millionen Einwohnern bereits 3 Millionen an dieser Erkrankung leiden. Es gibt Hochrechnungen, aus denen hervor geht, dass im Jahr 2030 fast die Hälfe aller Bewohner in stationären Behinderteneinrichtungen über 60 Jahre alt sein wird. Und auch bei geistig behinderten Menschen ist das Alter der Risikofaktor schlechthin für eine Demenzerkrankung. Das Thema Demenz bei geistiger Behinderung wird uns in den nächsten 20 Jahren noch intensiv beschäftigen“, so Prof. Dr. Müller. In ihrem Zwischenbericht zum Forschungsprojekt stellte sie u.a. dar, wie der Frage nach dem Erhalt der Lebensqualität von Menschen mit geistiger Behinderung und einer zusätzlichen Demenz nachgegangen werden kann und welche Erkenntnisse sie mit ihrem Team in den ersten eineinhalb Jahren der Projektlaufzeit bereits gewonnen hat.

Des Weiteren beschäftigte sich die Tagung in Vorträgen und Workshops mit den Themen „Früherkennung von Demenzerkrankungen bei Menschen mit geistiger Behinderung“ (Dr. Bettina Kuske, Ostfalia), „Achtsamkeit und personenzentriertes Handeln in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung“ (Dr. Claudia Görtner, Theodor Fliedner Stiftung, Mülheim), „Beratung und Unterstützung von Teams und Mitbewohnern“ (Dr. Heike Lubitz, Leibniz Universität, Hannover), „Wie kann Intersektionalität bei Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz begegnet werden?“ (Christian Wolff, Ostfalia), „Paro – die Betreuungsrobbe“ (Sabine Hohenhövel, Wolfsburg AG, Gesundheitswirtschaft) und „Wissenstransfer von der Altenhilfe in die Behindertenhilfe (Julia Middelhauve, Caritas Gelsenkirchen, Fachstelle Demenz).

Abschließend nutzte die Wissenschaftlerin und Psychologin Sandra Verena Müller die Möglichkeit, eine Befragung per Fragebogen unter den anwesenden Experten und erfahrenen Praktikern zum Erfahrungswissen über geistige Behinderung und Demenz durchzuführen. Die Ergebnisse werden ausgewertet und der Öffentlichkeit in Kürze zur Verfügung gestellt.


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