Fazit: Braunschweig braucht alle neun Gymnasien

von Thorsten Raedlein




Braunschweig. Bereits am kommenden Dienstag soll der Rat der Stadt Braunschweig über die Einrichtung einer sechsten IGS spätestens zum Schuljahr 2016/17 beschließen. Der entsprechende Antrag der LINKEN samt Änderungsantrag der GRÜNEN wurde erst am 12. September im Schulausschuss behandelt – und dort mehrheitlich angenommen. Der CDU-Fraktion geht dies zu schnell. Am Donnerstag Abend hatte sie Schulleiter, Elternvertreter und Schülervertreter zum Gedankenaustausch zum Thema eingeladen.

"Dass die Einrichtung einer sechsten Integrierten Gesamtschule (IGS) in Braunschweig mit der Schließung eines unserer städtischen Gymnasien einhergehen würde, dürfte inzwischen allseits bekannt sein", betonte Fraktionsvorsitzender Klaus Wendroth in seiner Begrüßung. Die Haupt- und Realschulen seien vom Raumangebot einfach zu gering, daher blieben nur die Gymnasien übrig. Leider würden diejenigen, die eine sechste IGS bereits zum Schuljahresbeginn 2016 fordern, nicht offenbaren, welches Gymnasium betroffen wäre und sorgen damit für eine große Unsicherheit in der Braunschweiger Schullandschaft. Weiterhin sei nicht erkennbar, ob die vorgesehene Schließung eines Gymnasiums das Ende oder nicht sogar erst den Beginn weiterer Debatten darstellt und weitere Gymnasien um ihre Existenz fürchten müssten. Auch bereits aus sachlichen Argumenten spreche vieles gegen die überstürzte Einrichtung einer sechsten IGS in Braunschweig. "Doch leider scheinen wir als CDU-Ratsfraktion allein – wie schon bei der Entscheidung über die fünfte IGS – mit unseren Argumenten nicht durchzudringen", so Wendroth.

CDU nicht generell gegen eine IGS


Ratsvorsitzender Karl Grziwa betonte mehrfach, dass sich die CDU nicht generell gegen eine IGS ausspreche, allerdings dürfe dies nicht zu Lasten des dreigliedrigen Schulsystems erfolgen. Bereits 2012 habe der Rat die Verwaltung beauftragt, ein Schulentwicklungskonzept aufzustellen. Bis dieses – ergebnisoffen – eingeforderte Konzept nicht vorliege mache eine wie jetzt geplante Hau-Ruck-Entscheidung keinen Sinn. Ob die Anträge zudem dem Elternwillen entsprächen sei fraglich, immerhin habe der Elternvertreter im Schulausschuss dagegen gestimmt. "Wer eine sechste IGS will, soll auch sagen wo die entstehen soll und wer die Kosten tragen soll", so Grziwa.

Petra Mellen, Vorsitzende des Stadtelternrates, unterstrich, dass dieser weder für noch gegen die Pläne einer weiteren IGS sei. Allerdings halte das Gremium eine Umsetzung in den nächsten Jahren für zu früh. Sinnvoller sei es, das Stundenangebot an den vorhandenen IGSen anzugleichen. Problematisch sieht sie auch die Erleichterung, die eine weitere IGS für die anderen Schulformen bringen werde. Aufgrund der erwarteten stabilen Schülerzahlen der kommenden Jahre sei generell ein Schul-Neubau nötig. Doch der sei innerhalb von zwei Jahren nicht zu schaffen.

Angriff auf die Gymnasien


Gunnar Senst (Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens) beklagte den "Zangenangriff auf die Gymnasien". Auch die Landesregierung habe es auf die Schulform abgesehen. Gymnasiallehrer müssten eine Stunde mehr arbeiten oder würden einfach zu IGSen abgeordnet. Die Schulleiter der Gymnasien erwarten mit der Rückkehr zu G9 einen weiteren Zulauf in Richtung Gymnasium. Verstärkt würde dieser sogar noch durch die Abschaffung der Schulempfehlung.

Um das erwartete Abnicken der Anträge in der Sitzung am kommenden Dienstag (ab 14 Uhr im Rathaus) noch zu verhindern, riet Wendroth den Anwesenden zum Protest. Man könne vor dem Rathaus protestieren, könne die Ratsfraktionen anschreiben, könne Leserbriefe an die Medien schicken. Die CDU Fraktion wolle einen Dringlichkeitsantrag stellen, der ein Bekenntnis des Rates zum Fortbestand aller Braunschweiger Gymnasien einfordere. Fazit des Abends der CDU-Ratsfraktion: Braunschweig braucht alle neun Gymnasien.


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