Frauenkonferenz thematisiert berufliche Wege von Migrantinnen


Diskutierten über den Wiedereinstieg ins Berufsleben (v.l.): Moderatorin Katja Taranczewski (Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung) mit den Teilnehmerinnen der Talkrunde,
Mariam Yussef, Wioletta Glaser, Emöke Abay, Emine Yilmaz und Despina Kazantzidou. Fotos: Allianz für die Region GmbH/Roberta Bergmann
Diskutierten über den Wiedereinstieg ins Berufsleben (v.l.): Moderatorin Katja Taranczewski (Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung) mit den Teilnehmerinnen der Talkrunde, Mariam Yussef, Wioletta Glaser, Emöke Abay, Emine Yilmaz und Despina Kazantzidou. Fotos: Allianz für die Region GmbH/Roberta Bergmann

Braunschweig. Großes Interesse an der 4. Regionalen Frauenkonferenz: Knapp 120 Teilnehmerinnen tauschten sich heute im Kulturpunkt West in Braunschweig über den Wiedereinstieg ins Berufsleben und die damit verbundenen Chancen und Risiken für Migrantinnen aus.


Fünf Frauen unterschiedlicher Herkunft berichteten über ihren individuellen Werdegang. Sie kamen einst aus Polen, Griechenland, Ungarn, der Türkei und Syrien nach Deutschland und machten deutlich, wie der Weg in die passende Berufstätigkeit gelingen kann und dass er nicht immer einfach ist. Zur Konferenz geladen hatten die regionalen Koordinierungsstellen und Jobcenter, der DGB Region SüdOstNiedersachen, die Stadt Braunschweig, die Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar und die Allianz für die Region GmbH. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war das Thema „Stille Reserve“, bei der es sich überwiegend um Frauen handelt, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht aktiv um einen Arbeitsplatz bewerben oder trotz grundsätzlichem Arbeitswunsch nicht arbeitsuchend gemeldet sind.


Von den Erfahrungen anderer profitieren und Impulse für den eigenen Werdegang finden, ist Ziel des Austauschs auf der jährlichen Frauenkonferenz. Die vorgestellten Geschichten zeigen, dass Vieles möglich ist. „Rückschläge, Umwege und Sackgassen gehören natürlich dazu“, erinnert sich Emöke Abay (41), die zu den fünf Frauen des Tages gehört, die Durchhaltevermögen bewiesen haben. Die gebürtige Ungarin flüchtete als elfjähriges Mädchen mit ihrer Familie nach Bayern, wo sie nach dem Abitur an einer ungarischen Schule in München studierte. Noch während des Studiums bekam Abay ihr erstes Kind, blieb zu Hause und zog vor sechs Jahren mit ihrem Mann und den zwei Kindern nach Braunschweig. „Es stellte sich die Frage, wie der Einstieg ins Berufsleben in meiner neuen Heimat Niedersachsen gelingen kann“, sagt Abay. Ein Anfang war die Teilnahme an der 2. Frauenkonferenz im Jahr 2014. Hier hat die 41-jährige erste berufliche Kontakte geknüpft und potenzielle Arbeitgeber kennengelernt. „Besonders hilfreich war rückblickend betrachtet das Programm „Zurück in den Beruf“ von der Beratungs- und Koordinierungsstelle Frau und Beruf an der Volkshochschule Braunschweig, meinem heutigen Arbeitgeber. Ansonsten kann ich jeder Frau auf der Suche nach einem Arbeitsplatz nur empfehlen zu Netzwerken und immer wieder Praktika zu absolvieren“, sagt Abay.



Über die „Stille Reserve“


Bis zu zehntausend Menschen stellen in der Region Braunschweig-Wolfsburg ein ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt dar. Diese Personen gehören zur so genannten „Stillen Reserve“, weil sie unter bestimmten Bedingungen bereit wären, eine Arbeit aufzunehmen, sich bei der Arbeitsverwaltung jedoch nicht arbeitslos melden. Die Arbeitslosigkeit bei zugewanderten Frauen ist in Niedersachsen drei Mal so hoch wie bei deutschen Frauen. Fehlende Sprachkenntnisse und nicht anerkannte Berufsabschlüsse erschweren Frauen aus dem Ausland vor allem mit familiären Pflichten den Einstieg ins Arbeitsleben. Mit dem Projekt „Fachkräftepotenzial ‚Stille Reserve‘“ möchte das Fachkräftebündnis Südostniedersachsen dieses Potenzial für den Arbeitsmarkt aktivieren. „Wir wollen herausfinden, wie insbesondere Frauen der „Stillen Reserve“ besser erreicht und beim Übergang in den regionalen Arbeitsmarkt unterstützt werden können“, sagt Oliver Syring, Sprecher des Fachkräftebündnisses und Geschäftsführer der Allianz für die Region GmbH, die das Projekt koordiniert und in enger Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren und Netzwerken umsetzt. Für Salvatore di Benedetto, Vize-Chef der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar, ist das Projekt ein wichtiger Schritt zur Aktivierung nicht gemeldeter Fachkräfte. „Wiedereinsteigerinnen, Rückkehrerinnen und Alleinerziehende sind mit Blick auf die Fachkräftesicherung eine wichtige Zielgruppe für unseren Arbeitsmarkt. Mit dem Projekt eröffnen wir allen Beteiligten einen innovativen Lösungsweg, von dem Fachkräfte und Unternehmen gleichermaßen profitieren“, sagt di Benedetto.




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Großes Interesse an der 4. Regionalen Frauenkonferenz im Braunschweiger Kulturpunkt West . Foto:


Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung unterstützt das Projekt „Fachkräftepotenzial ‚Stille Reserve‘“ mit rund 340.000 Euro aus ESF- und Landesmitteln. Ko-Finanzierer des Projekts sind außerdem die Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, die Landkreise Peine und Wolfenbüttel, die Städte Braunschweig und Wolfsburg sowie die Allianz für die Region GmbH. Zu den Partnern, die das Projekt darüber hinaus begleiten, gehören unter anderem die Agenturen für Arbeit Helmstedt und Hildesheim, die Jobcenter der beteiligten Gebietskörperschaften, die Koordinierungsstellen Frau und Wirtschaft bzw. Beruf in Braunschweig und Wolfsburg, das Frauennetzwerk Südostniedersachsen sowie die Ländliche Erwachsenenbildung Niedersachsen e. V.


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