Für die Freiheit: Internationale Lesung für Edward Snowden

von Christina Balder




Braunschweig. Für die einen ist er ein Verräter, für die anderen ein Held: der Whistleblower Edward Snowden, der mit seinen Enthüllungen über die NSA und den britischen Geheimdienst GCHQ der Welt zeigte, dass die Privatsphäre so privat gar nicht ist. Ihm zu Ehren und als Demonstration für seine Freiheit hatte das Internationale Literaturfestival Berlin (ilb) eine weltweite Lesung initiiert. Auch in Braunschweig wurde am Montag an mehreren Orten gelesen.


Vor einer großen Braunschweiger Buchhandlung, in der Stadtbibliothek und im Filmtheater Universum lasen Martina Struppek und Rika Weniger vom Staatstheater Braunschweig und Martin von Hoyningen-Huene vom LOT-Theater über den ganzen Nachmittag verteilt in viertelstündigen Lesungen politische Texte. 


"Freiheit ist kein Bonus, keine Prämie, kein dreizehntes Monatsgehalt. Sie geht unserem Staatsverständnis voraus." In der Stadtbibliothek lauschten zu vier Terminen jeweils rund zehn Zuhörer Rika Weniger, die Ausschnitte aus einem Text von Snowden selbst und aus "Angriff auf die Freiheit" von Juli Zeh und Ilja Trojanow las. Zeh und Trojanows Text beschäftigte sich mit dem Effekt, den Terrorismus auf unsere Gesellschaft hat. Nicht die Taten, die Anschläge selbst seien es, die die westlichen Staaten bedrohten, sondern das, was unsere Regierungen daraus machten. "Sie bedrohen uns mit Folgen, die nur wir herbeiführen können", schreiben die Schriftsteller - wir bedrohen unsere Freiheit selbst, ist ihr Fazit.


Für die Freiheit von Edward Snowden, der noch immer von der amerikanischen Regierung gesucht wird, demonstrieren die Initiatoren der Lesungen. Sie fordern "die US-amerikanische Regierung auf, anzuerkennen, dass Edward Snowdens Enthüllungen für die Bewahrung der Demokratie im digitalen Zeitalter von essenzieller Bedeutung sind und dass sein Handeln vom Universal Unwritten Rule of the Ethical Right gedeckt ist. Washington muss alle Beschuldigungen und rechtlichen Schritte gegen Snowden zurücknehmen, damit er als freier Mann und in Sicherheit nach Hause zurückkehren kann", schreiben sie auf der Internetseite des Internationalen Literaturfestivals Berlin. "Wir fordern, dass die Mitgliedstaaten der EU, in Anerkennung der Bedeutung seiner Enthüllungen, Edward Snowden Asyl gewähren – mindestens so lange, bis die amerikanische Regierung die Klagen gegen ihn zurückgezogen hat. Und schließlich bitten wir das Nobelkomitee, Edward Snowden für den Friedensnobelpreis in Betracht zu ziehen – in Anerkennung seines einzigartig selbstlosen Einsatzes im Dienste der Demokratie, der Freiheit und des Friedens für uns alle."


An der Lesung nahmen Schulen, Vereine, Theater, Politiker, Bildungs- und Kultureinrichtungen in ganz Deutschland sowie in unter anderem in Österreich, Kolumbien, den USA, Italien, Skandinavien und Südafrika teil.


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