Hugo 45: Von Cupcakes, Adlern und freier Interpretation

von Christina Ecker


Freuen sich über den guten Auftakt der Ausstellung: Laudatorin Victoria Romei, Künstler Martin Bewersdorff, Galerist Hans-Joachim Helweg und Künstlerin Jutta Kritsch in der Galerie Hugo 45. Fotos: Christina Ecker
Freuen sich über den guten Auftakt der Ausstellung: Laudatorin Victoria Romei, Künstler Martin Bewersdorff, Galerist Hans-Joachim Helweg und Künstlerin Jutta Kritsch in der Galerie Hugo 45. Fotos: Christina Ecker

Wenn ein „Drachenhase“ auf Highheels besichtigt werden kann, mit „Shopping Queen“ nicht die Sendung gemeint ist und etwas „Cupcake“ heißt, aber so viel mehr als das und vor allem etwas ganz anderes meint, dann handelt es sich um Exponate der Künstlerin Jutta Kritsch. Seit Samstagabend stellt sie gemeinsam mit dem Braunschweiger Künstler Martin Bewersdorff Werke in der Galerie „Hugo 45“ aus. Die Ausstellung der beiden Künstler ist unter dem Titel "Cut and Paste" zusammengefasst.


Das bedeutet nicht etwa, dass die Ausstellung aus gemeinsam erschaffenen Werken besteht, sondern dass jeder Künstler seine eigenen Objekte ausstellt. Und so verschieden die Themen und die Art der Kunst auf den ersten Blick wirken mögen, so haben alle Werke der beiden Künstler eines gemeinsam, doch davon gleich mehr.

Zunächst einmal sei gesagt, dass die gebürtige Osnabrückerin Kritsch seit Samstagabend Collagen und sogenannte „Cutouts“ präsentiert. Cutouts sind aus Holz ausgesägte und dann mit Acryl bemalte Werke, wofür die Collagen als Vorlage dienten. Die Cutouts werden immer mit einem Abstand zur Wand befestigt, damit sie einen Schatten werfen, der im Fall einiger Werke auch süßlich-rosa sein kann, statt schwarz. „Durch die Schatten ist das im Grunde genommen auch ein Übergang zur Plastik, weil es so die zweidimensionale Fläche verlässt.

Schwarzer Humor und Absurditäten


„Den Motiven ist der Kontext genommen“, sagt die Künstlerin und erklärt, wie sie auf diese Ideen überhaupt gekommen ist: „Eigentlich komme ich aus der klassischen Malerei und da hat man auf einem Bild ganz viel Kontext, der über das Bild oder den Künstler etwas aussagt und damit wird der Betrachter auch gelenkt. Und ich habe mich gefragt: Funktioniert die Geschichte auch, wenn ich den Protagonisten vom Umfeld befreie und einfach rausnehme?“ Und so kam es dazu, dass sie die Cutouts herstellte. Übrigens spiegelt sich in ihren Werken auch ihr Hang zu Ironie und „sehr schwarzem Humor“ wie sie selbst sagt, wieder. Und gerade in den Collagen könne man so schön absurde Sachen machen.

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Jutta Krisch neben ihrem Kunstwerk Drachenhase. Foto:


(Un-)gewöhnlichkeiten


Martin Bewersdorff, ist nicht „seit jeher“ Künstler. Der Braunschweiger, der vorher als Mediengestalter und Geschäftsführer in der Medienbranche tätig gewesen ist, fotografiert „erst“ seit 2011. Nach einem gesundheitlich sehr gravierenden Bruch in seinem Leben, fing er in jenem Jahr mit dem Fotografieren an und betreibt dies seither sehr intensiv und künstlerisch. Das Motto in dieser Ausstellung bei seinen Werken ist mit „gewöhnliche Dinge des Alltags“ gut zu umschreiben. Er lichtet gewöhnliche Dinge aus der Alltagswelt ab, aber beispielsweise so stark vergrößert, dass sich dem Betrachter völlig neue Dinge zu erkennen geben, die mit dem ursprünglich Dargestellten nicht mehr viel gemein haben.

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Martin Bewersdorff neben einem seiner Kunstwerke. Kleiner Tipp: Hier ist ein Adler im Anflug zu sehen. Foto:


Gemeinsamkeit der Künstler


Jetzt zur Gemeinsamkeit der beiden Künstler: Keiner von beiden möchte durch zu viel Gerede oder Analyse dem Betrachter vorschreiben, was er da vor sich hat, wenn er ein Objekt betrachtet.

Kritsch sagt dazu: „Ich möchte nichts erzählen. „ich sage ungern was, weil ich finde, es geht nicht darum, dass man das nachvollzieht, was ich mir dabei gedacht hab. Ich finde, die Zeiten sind vorbei. Und wenn ich zu viel erzähle, kann man sich selbst nicht mehr die Gedanken dazu machen. Ich finde es vermessen, wenn man verlangt, dass der Betrachter nachvollziehen soll, was der Künstler gedacht oder gemeint haben könnte. Ich finde, Kunst ist ein Gesprächsangebot. Mehr ist es nicht. Und auch nicht weniger.“ Und auch Martin Bewersdorff sieht das so: „Im Grunde genommen will ich dem Betrachter auch nicht alles im Detail erklären, sondern er soll davorstehen, sich das anschauen und dann für sich selbst die Welt entdecken, die da drin steckt. Meine Bilder haben auch keine Titel. Für mich sind es die Geschichten, die in den Bilder stecken und die Welten, die ich darin entdecke. Und die kann sich der Betrachter gerne selber erschließen."

Und Kunstwissenschaftlerin Victoria Romei, die die Laudatio zur ab sofort eröffneten Ausstellung gehalten hat, beschreibt Bewersdorffs Werke so: „Das sind Arbeiten mit Bildern unseres täglichen Lebens, die in einen neuen Kontext gesetzt werden und somit ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren und verändern und unsere Sehgewohnheiten irritieren und hinterfragen.“

Hugo 45 - persönliches Ambiente


Alles in allem eine sehr spannende und interessante Ausstellung, die aber gar nicht so möglich gewesen wäre, ohne den Galaristen Hans-Joachim-Helweg. Schon seit fast fünf Jahren betreibt er seine Galerie, die "Hugo 45" heißt, weil sie in der Hugo-Luther-Straße 45 liegt. So weit, so eingängig. Diese Galerie, die unabhängig und persönlich sein sollte - so der Wunsch Helwegs für eine eigene Galerie - besteht aus hellen Räumen, die der Hausherrdurch geschickte Hängungen von Exponaten gut zu nutzen weiß. Bei seiner Begrüßung zur Ausstellungseröffnung betont er, welch Freude es sei, mit den beiden Künstlern zusammenarbeiten zu dürfen; und anhand derfrohen Gesichter und der guten Laune wird deutlich, dass die Freude auch auf Seiten der Künstler und Besucher groß ist.

Noch bis zum 18. Juni werden die Exponate, die auch käuflich erworben werden können, ausgestellt. Öffnungszeiten der Galerie Hugo 45: Donnerstags von 18 bis 20 Uhr sowie sonntags 15 bis 18 Uhr; auch Termine nach Vereinbarung sind möglich. Absprache unter Telefon0177-2102329.


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