Testphase in Braunschweig: Hygieneampeln vorgestellt


Ob die Hygieneampeln landesweit eingeführt werden, hänge von der Testphase in Braunschweig und Hannover ab. Symbolfoto: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Hannover/Braunschweig. Am heutigen Dienstag stellt das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Hannover die Hygieneampel vor. Das Barometer soll zunächst in Braunschweig und Hannover in Lebensmittelgeschäften und Gaststätten getestet werden.


Niedersachsen will künftig die Ergebnisse der kommunalen Lebensmittelkontrollen in Gaststätten, Fleischereien, Bäckereien oder Kantinen transparent darstellen. Durch ein neues Hygienebarometer haben kontrollierte Betriebe die Möglichkeit, den Kunden ihre guten Ergebnisse als Aushang mitzuteilen und somit in eigener Sache zu werben. „Hygiene und Sauberkeit sind in unseren Unternehmen, die Lebensmittel anbieten, weit überwiegend auf einem guten Stand, und das kann durch das Hygienebarometer in Zukunft den Verbrauchern auch gezeigt werden“, sagte Verbraucherschutzminister Christian Meyer heute (Dienstag) bei der Vorstellung der Initiative.

Noten und Mangelpunkte


Zunächst werden in den Pilotstädten Hannover und Braunschweig die Ergebnisse der behördlichen Kontrollen in anschaulicher Form kenntlich gemacht. Gastronomiebetriebe, Bäckereien und Fleischereien, aber auch Einzelhandelsbetriebe und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung erhalten dazu eine amtliche Hygienebeurteilung. Neben einfachen Noten in drei Bereichen gibt es eine Skala mit maximal 80 Hygienemangelpunkten, mit der auf einem Blick erkennbar ist, wie der Betrieb mit Blick auf Hygienemanagement und lebensmittelrechtliche Bestimmungen abgeschnitten hat. Der Aushang des neuen Barometers ist freiwillig. Durch die unterschiedliche Kontrollfrequenz bei den einzelnen Unternehmen kann es ohnehin zwei bis drei Jahre dauern bis alle Betriebe ein Barometer bekommen.

Kommunen sollen mitwirken


„Ziel des Hygienebarometers ist eine echte Werbung für die hohe Qualität des Verbraucherschutzes in den Betrieben“, so Minister Meyer. „Anstatt durch teils unseriöse Internetbewertungen und Portale können die Betriebe nun Nachfragen der Kunden mit dem Ergebnis ihrer jüngsten Kontrolle beantworten.“ Nach der Auswertung einer Pilotphase von mehreren Monaten soll das Hygienebarometer – wie bereits im Koalitionsvertrag beschlossen – landesweit eingeführt werden, und zwar noch 2017. Kriterien und Gestaltung des Kontroll-Barometers wurden mit Vertretern der beiden Pilotstädte sowie der Verbraucherzentrale Niedersachsen abgestimmt und in einer Informationsveranstaltung den betroffenen Verbänden vorgestellt. „Die Verbände und Kommunen sind weiterhin aufgerufen, bei der Umsetzung und Praktikabilität dieser wichtigen Verbraucher-Information mitzuwirken“, sagte der Minister.

Essen mit sicherem Gefühl


„Wir begrüßen die Einführung des Hygienebarometers in Niedersachsen. Sie ist ein großer Schritt zu mehr Transparenz“, sagte die Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Petra Kristandt. Seit vielen Jahren fordere die Verbraucherzentrale eine solche Kennzeichnung in der Gastronomie. „Die Hygienekennzeichnung sollte nach unserer Auffassung aber nach Abschluss der Testphase für alle Betriebe in Niedersachsen verpflichtend sein. Nur so haben die Verbraucher die Chance und die Gewissheit, ihr Essen überall – von der Kantine bis zum Döner-Imbiss oder der Sushi-Bar – mit einem sicheren Gefühl genießen zu können“, sagte Kristandt.

Unterstützt wird das Vorhaben auch vom Fleischerhandwerk in Niedersachsen. „Unsere Betriebe haben nichts zu verbergen. Die Pilotphase wird zeigen, ob noch Verbesserungspotenzial bei dem Hygienebarometer vorhanden ist. Wir stehen hier gerne als Ansprechpartner zur Verfügung“, sagte Isabell Dohm, Geschäftsführerin des Fleischerverbandes Niedersachsen-Bremen. Dieser vertritt die Interessen von rund 600 handwerklich geführten Familienunternehmen.

Erfahrungen für landesweite Umsetzung sammeln


Getestet wird das Hygienebarometer in den Städten Hannover und Braunschweig. „Wir erwarten durch die Pilotphase, dass die Maßnahmen für die Praxis so effektiv wie möglich gestaltet werden können“, sagte Dr. Christiane Mehl, Leiterin des Bereiches Gewerbe- und Veterinärangelegenheiten der Stadt Hannover. „So sammeln wir Erfahrungen, die bei der Einführung des Barometers für die anderen Lebensmittelüberwachungsbehörden in Niedersachsen, die Unternehmen und auch die Verbraucher hilfreich sein können. Wir nehmen die noch bestehenden Bedenken auf Seiten der Verbände sehr ernst. Die Pilotphase muss auch dazu dienen, den möglichen Mehraufwand für die Kommunen zu minimieren.“ Die Landeshauptstadt ist die größte Lebensmittelüberwachungsbehörde in Niedersachsen mit rund 7.500 zu kontrollierenden Unternehmen.

Betriebe in Braunschweig sind vorbildlich


„Die Stadt Braunschweig nimmt am Pilotprojekt teil, um an der Entwicklung eines Hygienebarometers konstruktiv mitzuwirken und eine sachgerechte Lösung zu finden – sowohl für Gewerbetreibende als auch für Verbraucher und für die Kontrollbehörden“, sagte Dr. Jürgen Grötzschel, Leiter der Abteilung Veterinärwesen und Verbraucherschutz der Stadt Braunschweig. „Wir wissen um die Sorge, die ein solches Projekt bei den Gewerbetreibenden auslöst, und deshalb ist es uns ausdrücklich wichtig, dass es den Betrieben freigestellt ist, die Ergebnisse auszuhängen. So gibt es für sie auch die Möglichkeit, gegebenenfalls nachzubessern. Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Lebensmittelbetriebe in der Stadt Braunschweig ohnehin weit überwiegend professionell geführt werden.“

Grafik mit Hygienemangelpunkten


Das Hygienebarometer orientiert sich an der bundeseinheitlichen Risikobeurteilung von Lebensmittelbetrieben, die seit Jahren in den niedersächsischen Behörden der Lebensmittelüberwachung angewandt wird. Eine Beurteilung in Form des Hygienebarometers erhalten nur Betriebsarten mit mehr als 100 Betrieben in Niedersachsen, die Lebensmittel an Verbraucher abgeben. Die Gesamtbewertung nach Noten bezieht sich dabei auf folgende Bereiche: Verlässlichkeit der Einhaltung lebensmittelrechtlicher Bestimmungen, betriebliche Eigenkontrollen und Hygienemanagement. Die Grafik mit Angabe der Hygienemangelpunkte zeigt die Bewertung der kontrollierten Betriebsstätte im Vergleich zu den landesweiten Ergebnissen dieser Betriebskategorie.

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