Immer mehr wollen Waffenschein: Braunschweig rüstet auf

von Robert Braumann


Täuschend echt: die Schreckschusswaffen sind den Originalen nachempfunden. Foto: Sina Rühland
Täuschend echt: die Schreckschusswaffen sind den Originalen nachempfunden. Foto: Sina Rühland | Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht ist in Deutschland auch eine Diskussion über die Sicherheit entbrannt. Wie reagieren die Braunschweiger auf die Situation? Immer mehr beantragen einen kleinen Waffenschein, lässt die Stadt auf Anfrage der Redaktion wissen. 

Rainer Keunecke, Pressesprecher Stadt Braunschweig sagte. "In Braunschweig ist ein starker Anstieg zu verzeichnen, wenn es um die Beantragung des Kleinen Waffenscheins geht. Die Zahl der Anträge in der dritten Kalenderwoche beläuft sich auf 44 (Stand Freitag, 22. Januar) und damit im Januar insgesamt auf 84. Das ist fast so viel, wie im gesamten vergangenen Jahr." Der Kleine Waffenschein erlaubt es, Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen zu führen, die das Siegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) tragen. Oft sehen die Pistolen wie scharfe Waffen aus. Harmlos seien sie nicht, warnt die Polizei. Mit einem Schuss können schwere Verletzung herbeigeführt werden, sagte Polizeisprecher Joachim Grande. "Man muss zudem bedenken, um die Waffe überhaupt nutzen zu dürfen, muss eine Notwehrsituation bestehen. Da stellt sich sicherlich immer die Frage, wie hoch der Nutzen bei so etwas ist." Eine Notwendigkeit für die Ausrüstung mit einer Waffe sieht er in Braunschweig nicht. "Die Furcht scheint bei einigen Bürgern größer zu sein, als die tatsächliche Bedrohung. Bewaffnen muss man sich in Braunschweig sicher nicht", so Grande. Hin und wieder würde man bei Überprüfungen von Personen auch das mitführen solcher Waffen registrieren, ein großes Thema sei es für die Polizei aber bisher noch nicht.

"Mir persönlich wäre es lieber, wir hätten den Umsatz nicht"


Georg Knappworst, Inhaber eines Waffenmarktes in Braunschweig, sieht seit einiger Zeit einen "run" auf Pfefferspray und Waffen, die erlaubnisfrei erworben werden können. Er leitet den Familienbetrieb bereits in fünfter Generation und berichtet, dass sich der Absatz in diesem Bereich verfünffacht hätte.




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Der Braunschweiger Jagdshop Knappworst berät und informiert über den Gebrauch der Schreckschusspistolen. Foto: Sina Rühland


"Das ist eine Entwicklung, die schon einige Zeit anhält, seit den Ereignissen in Köln ist es aber noch einmal deutlich angestiegen." Die Menschen die zu ihm in den Laden kämen, hätten ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis und würden aus allen Bevölkerungsschichten kommen. Er gibt unumwunden zu: " Mir persönlich wäre es lieber, wir hätten den gestiegenen Umsatz nicht und die Menschen würden sich lieber sicherer fühlen".


Rainer Keunecke sagt über die Bewilligung der Anträge zum Kleinen Waffenschein: "Im Regelfall ist davon auszugehen, dass die Zahl der Anträge auch der tatsächlichen Zahl der Erteilungen entspricht - mit einer Verzögerung von rund vier Wochen Bearbeitungszeit. Die Verwaltung weist die Waffenscheinbewerber nämlich ausdrücklich auf die Zuverlässigkeitsüberprüfung hin, so dass Personen mit Eintragungen im Bundeszentralregister den Antrag gar nicht erst stellen."

Info:


Zum bloßen Erwerb einer Waffe mit PTB-Zeichen F genügt in Deutschland die Volljährigkeit – ihr Erwerb ist erlaubnisfrei; auch der Besitz ist erlaubnisfrei. Mit dem Kleinen Waffenschein darf man sie auch mit sich führen, ansonsten nur Zuhause lagern. Reizstoffsprühgeräte mit PTB-Prüfzeichen dürfen auch ohne kleinen Waffenschein von Personen ab 14 Jahren in der Öffentlichkeit mitgeführt werden.




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