Ist die Braunschweiger Polizei überlastet?

von Robert Braumann


Die Polizei hat auch in Braunschweig alle Hände voll zu tun. Hier bei der Demo-Sicherung vor einigen Monaten. Foto: Robert Braumann
Die Polizei hat auch in Braunschweig alle Hände voll zu tun. Hier bei der Demo-Sicherung vor einigen Monaten. Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Wegen der hohen Flüchtlingszahlen ist auch die Polizei sehr stark eingebunden. Wie sieht die Situation in Braunschweig aus, sind die Beamten überlastet?

In der Oktober-Ausgabe beschäftigt sich die Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei mit der gesamten Problematik. Titelthema: "Asylsuchende: Einsatzkräfte im Dauerstress." Die Stimmung wird darin wie folgt beschrieben "Das Limit ist lange überschritten. Die tägliche Konfrontation mit den erschöpften Menschen aus vielen Ländern ist belastend – körperlich und emotional. Der bei Politik und Verwaltung beliebte Personal-Verschiebebahnhof funktioniert nicht mehr. Jetzt rächt sich, dass die Polizei hierzulande über viele Jahre hinweg einfach kaputtgespart worden ist". Das Fazit aus Sicht der Gewerkschaft: Fazit aus Gewerkschaftssicht: "Über lange Zeit hat die Politik den Rotstift nicht aus der Hand gelegt, sondern ihn sogar noch regelmäßig angespitzt. Ergebnis dessen sei eine Polizei, die neben ihren eigentlichen Aufgaben der Prävention und Strafverfolgung zunehmend mit eklatanten Personallücken, erschreckenden Krankenständen, teils altersschwachem Material, Überstundenbergen, einem Besoldungsflickenteppich und einem schwindendem Rückhalt in der Bevölkerung kämpfen muss." Den gesamten Artikel finden Sie hier. Ein Bild das sich auch nach Braunschweig übertragen lässt?

"Anforderungen haben sich verändert"


Andrea Haase, Polizeidirektion Braunschweig, Dezernat 01 – Öffentlichkeitsarbeit, gab auf Anfrage von regionalBraunschweig.de an: "In den letzten Wochen haben sich die Anforderungen und auch die Beanspruchungen innerhalb der Polizei verändert, auch bei den Kolleginnen und Kollegen der Braunschweiger Polizei. Viele Arbeitsbereiche haben mit den Auswirkungen der großen Flüchtlingszahl zu tun, insbesondere natürlich an den Orten, in denen wir Erstaufnahmeeinrichtungen oder Behelfs- und Notunterkünfte haben. Die Aufgabenvielfalt ist aber gleich geblieben, es geht um Hilfeersuchen, um Präventionsangebote für Anwohner und Flüchtlinge bis hin zur Strafverfolgung. Neu sind sicher die unterschiedlichen Konflikte und deren Intensität innerhalb der Einrichtungen, die dort aber der speziellen Situation wie zum Beispiel der extremen Überbelegung von Menschen mit den unterschiedlichsten Kulturen geschuldet sind."

Blitzermarathon ausgesetzt


Auch die Belastung sei durchaus spürbar: "Die Aufgabenbewältigung hat die höchste Priorität, was auch bedeutet, dass die Polizei ihre Aufgaben nach Erforderlichkeit und Gewichtung überprüft und ihren Schwerpunkt auf die Kernaufgaben legt. So wird zum Beispiel der länderübergreifende "Blitzermarathon" zunächst ausgesetzt", so Haase. Der Polizeidirektion Braunschweig würden derzeit keine Hinweise zu einer flächendeckenden, permanenten Überbelastung in den Dienststellen vorliegen. Von einer hohen Arbeitsbelastung könne allerdings sehr wohl gesprochen werden. Doch Haase gibt zu bedenken: "Eine besondere, temporäre Beanspruchung der einzelnen Mitarbeiterin, des einzelnen Mitarbeiters ist den dienstlichen Aufgaben aufgrund der Vielfalt der Tätigkeiten, den Rahmenbedingungen sowie den Einsatzerfordernissen geschuldet und der Polizeiarbeit immanent." Weitere Mitarbeiter für die Bewältigung dieser Aufgaben wird es aber zunächst wohl nicht geben. " Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeidirektion Braunschweig sind auf die Herausforderungen, die mit der Zuwanderung einhergehen, eingestimmt. Sechzig Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte haben nach Abschluss des Studiums am 01.10.15 ihren Dienst in der Polizeidirektion Braunschweig angetreten. Langfristig wird für die Polizeidirektion Braunschweig nicht mehr Personal zur Verfügung stehen." Genaue Angaben zu den aktuellen Überstunden seien schwierig zu treffen: "Eine unterjährige Zahlenerfassung von Mehrarbeitsstunden ist wenig aussagekräftig, da diese Angaben sehr schwankend sind. Zudem werden polizeiliche Einsatzlagen aus besonderem Anlass in den Behörden nach unterschiedlichen Kriterien erfasst. Hierunter fallen zum Beispiel auch Fußballeinsätze, Schutzmaßnahmen von Gerichtsverhandlungen oder Demonstrationsveranstaltungen, Präventionsveraltungen wie Messen oder zum Beispiel Verkehrssicherheitstage.", so die Sprecherin.


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