„Lesen verboten!“ - Erinnerung an die Bücherverbrennung


Am 10. Mai 1933 brannten unter Führung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) auf dem Schlossplatz in Braunschweig. Foto: Archiv
Am 10. Mai 1933 brannten unter Führung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) auf dem Schlossplatz in Braunschweig. Foto: Archiv | Foto: Robert Braumann

Braunschweig. Am 10. Mai 1933 brannten unter Führung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) auf dem Schlossplatz in Braunschweig, sowie in 21 weiteren deutschen Universitätsstädten, die Literatur-Scheiterhaufen. Die öffentlichen Bücherverbrennungen waren der Höhepunkt der sogenannten „Aktion wider den undeutschen Geist“.


Mit dieser begann kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im März 1933, die systematische Verfolgung jüdischer, marxistischer, pazifistischer und anderer oppositioneller oder politisch unliebsamer Schriftsteller. Eine Bodentafel auf dem Schlossplatz erinnert an der Stelle, wo in Braunschweig die Bücher brannten, mit dem Zitat des Schriftstellers Heinrich Heine: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ an dieses schreckliche Ereignis.

Mit dem Projekt „Lesen verboten!“ wird das Dezernent für Kultur und Wissenschaft vom 8. bis 14. Mai 2018 auf den 85. Gedenktag der Bücherverbrennung aufmerksam machen, berichtet die Stadt Braunschweig. Auf einer kreuzförmigen Folienklebung, die die Gedenkplatte umschließen und dadurch den Ort der Bücherverbrennung von 1933 deutlich markieren wird, sind die Namen der „verbrannten Dichter“ aufgeführt, deren Bücher in Braunschweig in Flammen aufgingen.

Außerdem wird auf dem Schlossplatz ein transparenter Lese-Pavillon aufgebaut. Im Innern des Pavillons werden sich Kisten mit Büchern befinden, die 1933 verboten waren. Tagsüber wird der Pavillon als Leseort dienen, nachts von innen beleuchtet, wird er ein deutliches Zeichen am Ort der Bücherverbrennung setzen.

Hintergrund:


In Braunschweig war es bereits am 9. März 1933 zu einer nichtstudentischen Bücherverbrennung vor dem Volksfreundehaus (Schlossstraße/Ölschlägern) gekommen. Am 10. Mai 1933 zogen dann Studenten mit dem Rektor an der Spitze von der Technischen Universität zum Schlossplatz und veranstalteten unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, die im Vorfeld aufgerufen worden war, auf sogenannten schwarzen Listen gebrandmarkte Bücher aus ihren Bücherregalen mitzubringen, ein Fanal: Auf dem Schlossplatz brannten Bücher u.a. von Alfred Döblin, Bertold Brecht, Georg Büchner, Thomas und Heinrich Mann, Joachim Ringelnatz, Arthur Schnitzler und vielen mehr, zudem alles Schrifttum zu Sozialismus und Sozialpolitik, Demokratie und Weimarer Verfassung, Psychoanalyse, Reformpädagogik und Sexualwissenschaft. Allein 640 Bände aus dem Bestand der Technischen Hochschule wurden vernichtet.

„Lesen verboten!“


„Lesen verboten!“ erinnert an die Dichter, deren Werke verbrannt wurden, an die, die ermordet wurden, und an die, die nur durch die Flucht dem Schreibverbot, drohenden Repressalien oder dem Tod entkamen, verhaftet wurden oder in der inneren Emigration überlebten. Von den rund 200 deutschen Schriftstellern, die ins Exil gingen, hatten nur wenige die Möglichkeit, im Ausland ihre Bücher zu veröffentlichen. Viele bekamen weder eine Aufenthalts- noch Arbeitsgenehmigung und wählten den Freitod.

Das Projekt „Lesen verboten! Erinnern an die Bücherverbrennung vor 85 Jahren“ ist eine Initiative des Dezernats für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig und wurde mit Unterstützung der Braunschweiger Antiquariate realisiert, die insgesamt 250 Bücher zum Lesen zur Verfügung stellen. Für interessierte Schulen besteht nach der Aktion die Möglichkeit, Bücher aus dem Lese-Pavillon auf dem Schlossplatz in die Bestände ihrer Schulbibliothek aufzunehmen. Weitere Informationen unter raabe-haus@braunschweig.de oder unter der Telefonnummer 0531/70189317.


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