Maßgefertigte Knieimplantate aus dem 3D-Drucker


V.l.n.r.: Dr. Andreas Gruner, ltd. Oberarzt der Orthopädischen Klinik, 
Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik, 
Dr. Wolfgang Fitz, Orthopäde und Chirurg am Brigham and Women`s 
Hospital, Boston. Foto: Privat
V.l.n.r.: Dr. Andreas Gruner, ltd. Oberarzt der Orthopädischen Klinik, Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik, Dr. Wolfgang Fitz, Orthopäde und Chirurg am Brigham and Women`s Hospital, Boston. Foto: Privat



Braunschweig. Dr. Wolfgang Fitz, Orthopäde und Chirurg am Brigham and Women's Hospital in Boston, Massachusetts, ist erneut zu Gast im Herzogin Elisabeth Hospital. Auf Einladung von Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik Braunschweig, findet ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch über die neuesten Erkenntnisse in der Anwendung maßgefertigter Knieprothesen und den Nutzen für den Patienten statt.

Heller gilt als besonders erfahrener Operateur für Knie-Erstimplantationen sowie Prothesenwechsel-Operationen und wurde dafür in der aktuellen Ärzteliste 2015 des FOCUS-Magazins Gesundheit wiederholt als Top-Mediziner für Kniechirurgie ausgezeichnet. Fitz, der seine Laufbahn in München begann, hat die Entwicklung der computergestützten Individualprothetik am Knie entscheidend beeinflusst und gilt international als Experte auf diesem Gebiet.
Die Knieendoprothetik hat in den letzten Jahren einen sehr hohen Standard erreicht: Allein 140.000 künstliche Kniegelenke werden jedes Jahr implantiert. Doch jeder fünfte Patient ist, basierend auf großen, weltweiten Studien, mit dem herkömmlichen Standardimplantat, wie es üblicherweise eingesetzt wird, nicht ganz zufrieden. Gründe sind ein unnatürliches Kniegefühl, unzulängliche Bewegungsfunktionen und Restschmerzen sowie eine über-zogene Erwartungshaltung. Insbesondere jüngere Patienten, die einen hohen Aktivitätslevel aufweisen, äußern eine höhere Unzufriedenheit. Gerade die gilt es, mit dem neuen Ver-fahren anzusprechen.

In der Orthopädischen Klinik Braunschweig, seit 2012 zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung mit über 1.800 endoprothetischen Eingriffen im Jahr, setzen Heller und sein Team seit Anfang diesen Jahres den computerunterstützt gefertigten Präzisionsgelenk-ersatz ein. „Unsere Erfahrungen mit diesem neuen Verfahren sind durchweg positiv“, so Heller. Auf Grundlage patientenspezifischer Bilddaten werden dazu mit Hilfe eines 3D-Druckers präzise und individuell maßgefertigte Oberflächenersatzimplantate einschließlich des OP-Instrumentariums in den USA hergestellt und binnen weniger Wochen pünktlich zum OP-Termin versandt. Neben der Vermessung des Kniegelenkes werden auch die mechanischen Beziehungen zur Hüfte und zum Sprunggelenk berücksichtigt. Der Vorteil: Das Implantat passt sich dem Knochen und der individuellen Anatomie des Patienten an und nicht umgekehrt. So bleibt deutlich mehr Knochen am Gelenk erhalten als bei einer Standardprothese. Auch postoperative Schmerzen können geringer ausfallen. Durch die annähernd wiederhergestellte Bewegungsfähigkeit des Gelenkes bewegt sich für viele Patienten nach der OP das Kniegelenk natürlicher als bei einem herkömmlichen Implantat. Entwickelt wurde das Verfahren von dem Unternehmen ConforMIS in Boston. „Auch wenn noch keine Lang-zeiterfahrungen vorliegen, werden mit dem maßgefertigten Knieimplantat ba-sierend auf den kurz- und mittelfristigen Erfahrungen eine optimale Positio-nierung und eine bessere Abdeckung des Knochens erreicht. Kompromisse bei der Größenanpassung des Implan-tates an das individuelle Gelenk des Patienten und die dadurch notwendige Entfernung von gesundem Knochen-material entfallen somit“, erklärt Heller.

Die neuartige Knieprothese hat jedoch auch Grenzen. Größere Achsab-weichungen, Fehlstellungen sowie feh-lende Kollateralbänder oder ein fehlen-des hinteres Kreuzband führen dazu, dass man diese Prothese nicht an-wenden kann. Dies ist im Einzelfall mit dem Patienten zu besprechen und zu entscheiden.


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