Mehr Stadtgrün: Millionenförderung vom Bund greifbar nah


Viewegs Garten ist eine der grünen Oasen im Stadtgebiet. Gibt es bald mehr? Foto: Archiv/Alexander Dontscheff
Viewegs Garten ist eine der grünen Oasen im Stadtgebiet. Gibt es bald mehr? Foto: Archiv/Alexander Dontscheff | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Die Projektskizze „Braunschweig – Klimaschutz mit urbanem Grün“ ist vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) positiv bewertet worden. Die Stadtverwaltung wurde nun vom Bundesumweltministerium aufgefordert, einen Förderantrag zu stellen.


Die Stadt Braunschweig hatte sich im Wettbewerb mit anderen Kommunen am Auswahlverfahren des „Förderaufrufs für investive Kommunale Klimaschutz-Modellprojekte im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI)“ mit einer vom Dezernat Finanzen, Stadtgrün und Sport erarbeiteten ausführlich begründeten Projektskizze beteiligt.

Größte Hürde ist genommen


Erster Stadtrat und Stadtgründezernent Christian Geiger: „Damit ist die größte Hürde im Bewerbungsverfahren erfolgreich genommen, und die Chancen, mit einem formalen Antrag eine Förderung zu erhalten, sind nun der Erfahrung nach sehr groß. Braunschweig käme damit einen großen Schritt voran auf dem Weg zu einer klimaneutralen und umweltfreundlichen Stadt.“

Ratsbeschluss erforderlich


Für die Antragstellung ist ein Ratsbeschluss erforderlich. Darüber wird nun zunächst verwaltungsintern zu beraten sein. Die von der Stadt zu erbringenden Eigenmittel sind auf 20 Prozent der Gesamtausgaben des Projekts beschränkt. Von insgesamt rund 2,33 Mio. Euro hätte die Stadt dementsprechend rund 0,47 Mio. Euro zu tragen.

Mit dem Modellprojekt „Braunschweig – Klimaschutz mit urbanem Grün“ will die Stadt Braunschweig durch drei investive Teilmaßnahmen die Quantität und Qualität von Grün in der Stadt steigern. Die Begrünungsstrategien - ausschließlich im Flächen- und Gebäudebestand der Stadt Braunschweig - umfassen dabei unter anderem extensive und intensive Dachbegrünungen, Fassaden- und Mauerbegrünungen sowie die Neupflanzung von Bäumen.

Begrünung städtischer Gebäude


In der Teilmaßnahme A des Modellprojektes ist geplant, städtische Gebäude und Mauern zu begrünen: Auf Verwaltungsgebäuden, Sporthallen, Schulen oder Kindergärten sowie Wohngebäuden, Gewerbegebäuden oder Garagen der städtischen Eigengesellschaften könnten so intensive und extensive Gründächer entstehen. Darüber hinaus ist vorgesehen, zwei Wände als „vertikales Grün“ mit der City-Tree-Technologie auszustatten, in der in Moossubstrat Pflanzen und Moose wachsen und automatisch bewässert werden.

„Durch Begrünung von Wänden und Dächern wird nicht nur das Wohnumfeld verbessert, ganz nebenbei fördert dies auch die Artenvielfalt“, erläutert Erster Stadtrat Geiger. „Die Pflanzen binden Regenwasser und puffern so den Wasserabfluss, reduzieren Lärm, isolieren die Gebäude zusätzlich und binden Feinstaub und Stickstoffdioxid.“

Insbesondere Moose, die zum Beispiel auf extensiv begrünten Dächern wachsen, haben ein hohes Potenzial, Feinstaub zu binden. Laubmoose wie die Graue Zackenmütze (Niphotrichum canescens), das purpurstielige Hornzahnmoos (Ceratodon purpureus) und das gemeine Grünstängelmoos (Pseudoscleropodium purum) haben durch dicht gestellte und zahlreichen Blättche eine deutlich größere Oberfläche als andere Pflanzen. Diese große Oberfläche benötigen Moose, da sie keine Wurzeln besitzen, um Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Die Bindung der Staubpartikel auf der gesamten Moosoberfläche funktioniert durch Ionenaustausch analog zu einem Mikrofaser-Staubtuch: Die äußeren Moos-Zellwände sind positiv geladen. Gelangt Feinstaub in Kontakt mit feuchtem Moos, wird er elektrostatisch gebunden und vom Moos aufgenommen und in Biomasse umgewandelt.

650 Bäume sollen gepflanzt werden


In der Teilmaßnahme B ist die Pflanzung von 650 Bäumen geplant. Ausgewählt würden, um den extremen urbanen Standortansprüchen gerecht zu werden, möglichst widerstandsfähige Laubbaumarten, die möglichst generativ vermehrt wurden und damit zusätzlich die genetische Vielfalt erhöhen.

Temporäre Energiewälder


In der Teilmaßnahme C würden temporäre „Energiewälder“ auf städtischen Flächen, zum Beispiel als sinnvolle Zwischennutzung in Gewerbegebieten, angelegt. Schnell wachsende Baumarten wie Weiden und Pappeln könnten hier angebaut und nach der Ernte für den Betrieb von Hackschnitzelheizungen genutzt werden. „Hackschnitzel und Holzpellets sind eine nachwachsende klimafreundliche Alternativen zum Heizen mit Öl“, hebt Christian Geiger hervor. „Energiewälder können als eine moderne Form der historischen Niederwaldnutzung gesehen werden, bei der das eingeschlagene Holz meistens als Brennholz verwertet wurde - mit Baumarten, die sich regenerieren und neu aus dem Stumpf austreiben.“

In Teilmaßnahme D ist eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit geplant, unter anderem sind in regelmäßigen Abständen Fachvorträge angedacht. Alle geplanten Maßnahmen sollen von der Stadtverwaltung koordiniert, Planung und Realisierung dagegen von externen Beauftragten Fachplanungsbüros abgewickelt werden.

Förderung von Begünung privater Flächen abgelehnt


Nicht positiv vom Bundesministerium evaluiert wurde die zweite Braunschweiger Projektskizze „Ungenutzte Ressource Privatgrün - Klimaschutz durch Förderung privater Bauwerks- und Wohnumfeldbegrünung in Braunschweig“ (Gesamtausgaben: rund 488.000 Euro). Sie sah vor, das vom Fachbereich Stadtgrün und Sport Ende der 1990er Jahre initiierte Förderprogramms zur Entwicklung privater Dach-, Fassaden-, Innenhof- und Vorgartenbegrünungen wieder aufzulegen. Ausschlaggebend für die Bewertung war, dass nach Auffasung des BMUB ausschließlich die Begrünung öffentlicher Flächen und Gebäuden gefördert werden soll.


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