Muslime bekommen Waschhaus auf dem Friedhof - Hoffmann wünscht sich Moschee

von Christina Balder




Braunschweig. Grund zur Freude auf dem Stadtfriedhof: Dort entsteht in den kommenden Monaten ein Rituelles Waschhaus mit Gebetsplatz für Muslime. Am Dienstagmittag setzten Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann und Hayri Aydin, der Vorsitzende des Rates der Muslime in Braunschweig, den ersten Spatenstich für das Gebäude. 

Die elf- bis zwölftausend Muslime in Braunschweig haben bisher keine Möglichkeit, die rituelle Totenwaschung in öffentlichen Räumen durchzuführen. "Das hat bisher in Hinterhöfen oder weit weg in Hannover oder anderswo stattgefunden", sagte Aydin. Endlich entstehe nun mit diesem Gebäude ein würdiger Rahmen, in dem Muslime sich von ihren Angehörigen verabschieden könnten. Auch Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften sollen den Raum nutzen können.

Nicht nur Lippenbekenntnis, sondern Herzensangelegenheit


Aydin lobte den Braunschweiger Rat, der nach langer Diskussion dem Bau des Waschhauses schließlich einstimmig zugestimmt hatte. "Das ist nicht selbstverständlich", sagte Aydin, "und wir sind stolz, Bürger Braunschweigs zu sein." Während des Amtszeit von Oberbürgermeister Hoffmann sei das muslimische Leben in der Stadt stark unterstützt worden. "Wir haben gemerkt, dass das Bemühen Hoffmanns kein Lippenbekenntnis, sondern eine echte Herzensangelegenheit war", sagte er. Es sei außerdem ein starkes Symbol, dass die drei monotheistischen Religionen hier auf demselben Gelände Platz fänden.

Hoffmann selbst sagte, er freue sich persönlich, diesen Schritt noch begleiten zu dürfen. "Es ist ein sichtbares Zeichen des Bemühens, die muslimische Bevölkerung zu einem festen Bestandteil des städtischen Lebens zu machen." Und er warf einen Blick in die Zukunft: Normalerweise wolle er seinem Nachfolger Ulrich Markurth keine Ratschläge geben. Einen aber wolle er doch loswerden. "Gut wäre es, wenn während seiner Amtszeit eine größere Moschee ins Braunschweiger Stadtbild käme", sagte Hoffmann. Aktuell träfen sich die muslimischen Gemeinden in Räumen in Hinterhöfen, das sei unangemessen.

Eine große Moschee soll laut Markurth nicht in der Peripherie, sondern zentral in der Stadt entstehen


Markurth sagte, ein solches Projekt sei zwar nötig, brauche aber noch etwas Zeit - einerseits müsse ein Ort gefunden werden, der zentral genug liege, andererseits brauche der Bau einer Moschee Rückhalt in der Gesellschaft. Auch sei die Frage noch nicht beantwortet, ob es eine einheitliche Moschee für alle Muslime sein solle. Große Eile sehe er im Moment nicht: "Das Gemeindeleben kann zurzeit stattfinden, auch wenn die Räume aus allen Nähten platzen."

Das Waschhaus wird Muslimen eine würdevolle Totenfeier gemäß ihren Glaubensregeln ermöglichen, aber auch anderen Religionsgemeinschaften offenstehen. 2013 hatte der Rat einstimmig den Bau beschlossen. Es wird aus einem knapp 40 Quadratmeter großen Waschraum und zwei kleinen Räumen, die für rituelle Waschungen der Trauergemeinde vorgesehen sind, bestehen. Daneben ist ein offener, befestigter Gebetsplatz mit einem schlicht gestalteten Betonstein einschließlich Überdachung für das Abstellen des Sarges vor dem Totengebet geplant. Die Ausführung liegt bei der städtischen Nibelungen-Wohnbau GmbH, die Fertigstellung ist für den Herbst geplant. Die Kosten betragen knapp 150.000 Euro.


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