Neue Behandlungsmöglichkeit in der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik


| Foto: Peter Sierigk



Braunschweig. Der Einsatz eines Cochlea-Implantates (CI) wurde am Städtischen Klinikum in der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Andreas Gerstner eingeführt, so dass die gesamte Diagnostik, operative Behandlung und Nachsorge für die Patientinnen und Patienten nun in vertrauter Umgebung heimatnah erfolgen kann.

Professor Gerstner hatte vor seinem Wechsel nach Braunschweig bereits als Leitender Oberarzt an der Universitäts-HNO-Klinik Bonn das dortige CI-Programm initiiert. Diese Behandlung war bisher in Braunschweig nicht möglich, betroffene Patienten und ihre Angehörigen mussten an andere Kliniken verwiesen werden. Die siebenjährige Jade Krönert aus Salzgitter wurde in Braunschweig operiert. Jade war von Geburt an schwerhörig und benötigte das Cochlea Implantat nach einem Hörsturz, der zur Ertaubung des linken Ohres führte.

Säuglinge und Kleinkinder benötigen für eine normale Entwicklung ein gutes Gehör. Um so früh wie möglich kindliche Hörstörungen zu erkennen, wird direkt nach der Geburt ein Neugeborenen- Hörscreening durchgeführt. Die Erfassung und Nachverfolgung hörauffälliger Neugeborener ermöglicht überhaupt erst, eine zielgerichtete Behandlung vorzunehmen. Werden die entsprechenden Bahnen im Gehirn nicht im Laufe der ersten 18 Lebensmonate optimal stimuliert, so verkümmern diese und das Gehirn ist nicht mehr imstande, Hören zu lernen.

Neben der optimalen Förderung der begleitenden sonstigen Beeinträchtigungen steht natürlich die Behebung der Hörstörung selbst an erster Stelle. In vielen Fällen kann dies mit einem konventionellen Hörgerät erreicht werden. Doch es gibt auch Kinder sowie im späteren Leben Jugendliche und Erwachsene, bei denen die Funktion des Innenohres nur rudimentär oder gar nicht vorhanden ist bzw. verloren ging. In aller Regel kann dies durch den Einsatz eines Cochlea-Implantates (CI) behoben werden. Ein CI ersetzt die Funktion des Innenohres, indem es die Schallsignale des gesprochenen Wortes in elektrische Impulse umwandelt, die direkt an den Hörnerven weitergegeben werden, der diese dann ins Hirn weiterleitet. Es handelt sich dabei um die beste Neuroprothese, die bisher entwickelt wurde, da das CI auf diese Weise in der Lage ist, den Hörsinn wieder komplett herzustellen.

Die Hals-, Nasen- und betreut die Patienten von der ersten Äußerung des Verdachtes auf das Vorliegen einer Hörstörung bis zu dem Zeitpunkt, wo eine optimale Hörrehabilitation erreicht wurde, und darüber hinaus lebenslang. Je nach Alter des Patienten liegt die prä- und postoperative Betreuung in Händen in der Klinik oder bei der Abteilung für Phoniatrie / Pädaudiologie (Ltg. Dr. Wilma Vorwerk), für die in diesem Zusammenhang die nötigen Diagnose- und Untersuchungseinheiten beschafft wurden.

Auf dem Weg zur optimalen Hörrehabilitation müssen mitunter verschiedene Optionen ausprobiert werden, nur in wenigen Ausnahmen steht die operative Versorgung mit einem Cochlea Implantat von vorneherein zweifellos als beste Variante fest. Aus diesem Grund hält das Team der HNO-Klinik auch das gesamte Spektrum der sonstigen hörverbessernden Eingriffe vor und prüft stets, ob eine Versorgung mit "konventionellen" Hörgeräten möglich ist.

Um die Indikation zur Cochlea Implantation abzusichern, sind verschiedene Untersuchungen erforderlich, die bei Kindern teilweise nur in Narkose möglich sind. Ärzte und Ärztinnen der Klinik beraten bei der Auswahl des Implantates, führen die Operation durch und betreuen den Patienten anschließend auf seinem Weg des Hörtrainings. Für diese Rehabilitation im engeren Sinne gibt es eine Kooperation mit einem Cochlea Implantat Center in Hannover. Dort werden die Patienten in wiederholten mehrtägigen Episoden mit verschiedenen Hörsituationen trainiert, so dass im Laufe der ersten Monate nach und nach ein natürlicher Höreindruck resultiert. Die hierfür erforderliche Erstaktivierung des Implantates sowie die jährlichen Nachkontrollen und auch die lebenslange Betreuung der Patienten erfolgt wiederum durch die Hals-, Nasen- und Ohrenklinik in Braunschweig.


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