Seit 15 Jahren gemeinsam durch das Tal der Tränen

von Marian Hackert


Von links: Dr. med. Wolfgang Eberl, leitender Oberarzt der Onkologie, die ehemalige Patientin Fleur-Louisé, Tülin Taskin, 2. Vorsitzende der Weggefährten, Dr. Thomas Lampe, 1. Vorsitzender der Weggefährten und Dr. med. Andreas Goepfert, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Braunschweig. Fotos: Marian Hackert
Von links: Dr. med. Wolfgang Eberl, leitender Oberarzt der Onkologie, die ehemalige Patientin Fleur-Louisé, Tülin Taskin, 2. Vorsitzende der Weggefährten, Dr. Thomas Lampe, 1. Vorsitzender der Weggefährten und Dr. med. Andreas Goepfert, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Braunschweig. Fotos: Marian Hackert

Braunschweig. Seit 15 Jahren begleitet der Elternverein "Weggefährten, Elternhilfe zur Unterstützung tumorkranker Kinder Braunschweig" ehrenamtlich tumorkranke Kinder und ihre Familien im Klinikum Braunschweig und schafft so Lichtblicke in der schweren Lebensphase. Zeit, um auf den Verein, seine bisherigen Meilensteine und zukünftigen Ziele zu blicken.


Es ist eine Diagnose, die für Eltern alles bisher Dagewesene zur Nebensache werden lässt. Denn wenn das eigene Kind an Krebs erkrankt, ist nichts mehr, wie es war. Ohnmacht und grenzenlose Angst brechen sich Bahn und eine allumfassende Hilflosigkeit macht sich schlagartig breit. Dies nahmen vor 15 Jahren betroffene Eltern zum Anlass und gründeten den Verein"Weggefährten, Elternhilfe zur Unterstützung tumorkranker Kinder Braunschweig". Als Selbsthilfegruppe gestartet, war für die Eltern noch nicht absehbar, wohin der Weg gehen würde. Es einte sie lediglich die Idee, einen kleinen Pfad der Hoffnung zu schaffen. Mit der Zeit schlossen sich immer mehr Eltern der Gruppe an und gingen den Weg, der niemals leichter wird, fortan gemeinsam.

Erfüllung von Herzenswünschen


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Dr. Thomas Lampe, 1. Vorsitzender der Weggefährten. Foto:



Eltern, die selbst einmal diese schwere Zeit durchmachen mussten, bieten einmal wöchentlich einen Gesprächskreis auf der Station an, indem sie fürbetroffenen Familien ein offenes Ohr haben. Der Verein sammelt darüber hinaus Spenden, um den Kindern und Jugendlichen zusätzliche "Lichtblicke" mit auf den Weg zu geben. Neben finanzieller Hilfe geht es dabei auch um die Erfüllung von Herzenswünschen, die Finanzierung der Klinik Clowns, die Organisation von gemeinsamen Ausflügen, Malworkshops und Kinderfesten. "85 Prozent der Kinder werden langfristig geheilt. Von den verbliebenen 15 Prozent wird rund ein Drittel wieder gesund", berichtet Dr. med. Wolfgang Eberl, leitender Oberarzt der Onkologie des Klinikums Braunschweig. Vorwiegend würden Kinder, die an Leukämie, also an Blutkrebs, erkrankt sind, behandelt. In Deutschland erkranken jährlich zwölf von 100.000 Kindern erstmals an Krebs, im Verlauf eines Kindesalters von null bis 15 Jahren erkrankt statistisch gesehen eines von 600 Kindern, erklärt Dr. Thomas Lampe, 1. Vorsitzender der Weggefährten. Konkret bedeutet das, dass der Verein jährlich zwischen 15 und 30 Kinder betreut. "Wir sprechen von 40 Familien, da sich einige Kinder auch über einen längeren Zeitraum in Behandlung befinden", so Lampe. Der Verein verschließt auch nicht die Augen, wenn ein Kind die Erkrankung nicht überlebt. Wertvolle Trauerarbeit in Einzel- und Gruppenbetreuung durch ausgebildete Trauerbegleiterinnen aus den eigenen Reihen leistet dann Beistand, wenn ein Kind stirbt.

Fokus liegt auf umfassender Nachsorge


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Die elfjährige Fleur-Louisé berichtete über ihre Erlebnisse bei den Weggefährten. Foto:



Der Verein springt vor allem dort ein, wo dem Klinikum finanzielle Grenzen gesetzt sind. Das könne mitunter Kleidung sein oder andere Dinge des täglichen Bedarfs, erörtert Dr. Thomas Lampe. Ein großes Augenmerk liegt dabei auch auf der umfassenden Nachsorge, die aufgrund der steigenden Überlebenschancen immer mehr in den Fokus rücke. So bietet der Verein unter anderem auch Unterstützung bei der Finanzierung einer Reittherapie, bei der jugendamtlichen Begleitung und hilft bei der Überführung in die medizinische Erwachsenenbetreuung. Unterstützung, die auch die ehemalige Patientin Fleur-Louisé zu Gute kam. Die Elfjährige erkrankte im Jahr 2013 an Leukämie und wurde durch Zufall auf die Weggefährten aufmerksam. "Ich hörte wie jemand im Flur von Kuchen sprach und wollte natürlich auch gern ein Stück essen", erinnert sie sich. Da die kleinen Patienten bei der Ernährung besonders aufpassen müssen, hatten die Ehrenamtlichen entsprechenden Kuchen gebacken, der auch nur aus Zutaten bestand, die ungefährlich, also frei von möglichen Keimen, sind. Doch blieb es nicht bei einem Stück Kuchen. Da die Krankenkasse eine Reittherapie nicht übernahm, sprangen die Weggefährten ein und ermöglichten Fleur-Louisé die Therapie.

Zwangloses Miteinander ermöglichen


Doch nicht nur während des Aufenthalts im Klinikum sind die Weggefährten für die erkrankten Kinder und Jugendlichen da. "Wir möchten den Kindern eine Plattform bieten, auch im Anschluss an die Therapie zusammen zu kommen, um Erfahrungen auszutauschen", erklärtTülin Taskin, 2. Vorsitzende der Weggefährten. Oft passiere das ohne die Eltern, um ein zwangloses und offenes Miteinander zu ermöglichen. In diesem Rahmen werden gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel auf den Pferdehof nach Altenhausen oder an den Bernsteinsee, unternommen. Auch ein "Beauty-Tag" und ein Bogenschieß-Workshop wurden bereits durchgeführt.

Ehrenamtlichkeit ist unabdingbar und wichtig


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In Malworkshops entstehen kleine Kunstwerke, die jedes Jahr in einem Kalender zusammengetragen werden. Foto:



"Die Weggefährten sind an guten wie schlechten Tagen für die Patienten da. Das Klinikum kann immer nur einen bestimmten Teil der Arbeit abdecken. Ehrenamtlichkeit ist unabdingbar und wichtig, darüber freuen wir uns sehr", erörtertAndreas Goepfert, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Braunschweig. Für die Zukunft könne er sich ein Patensystem vorstellen, in dem die jungen Patienten auch über Jahre hinweg von den gleichen Ärzten begleitet werden.

Derzeit gebe es zwischen 200 und 250 regelmäßige Spender. "Natürlich gibt es nie genug Spenden", sagtDr. Thomas Lampe mit einem Augenzwinkern. Besonders freuen würde er sich über Spendenaktionen, bei denen die Spender selbst aktiv werden. So geschehen bei Spendenläufen und Weihnachtskonzerten.

Nach 15 Jahren fest im Klinikalltag etabliert


Nach 15 Jahren haben sich die Weggefährten fest im Klinikalltag etabliert und arbeiten ergänzend Hand in Hand mit dem medizinischen und psychosozialen Team der Klinik zusammen. "Wir hoffen diesen Zustand am neuen Standort der Kinderklinik erhalten zu können", betont Dr. Thomas Lampe und schaut dabei zuversichtlich in die Zukunft. Im Raum stünden dann auch neue Vereinsräume, gern mit einer extra eingerichteten Kinderoase inklusive Elternzimmer.

Betroffene Eltern können sich auf der Homepage www.weggefaehrten-bs.de umfangreich über den Verein und die entsprechenden Angebote informieren. Spenden erreichen die Weggefährten über das Spendenkonto: Deutsche Apotheker- und Ärztebank Braunschweig
IBAN: DE073006060100005611385
BIC: DAAEDEDDXXX

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