Smartphone am Steuer - im Blindflug in den Unfall

von Robert Braumann


Foto: Anke Donner
Foto: Anke Donner



Braunschweig. In einer Umfrage des Hamburger Markt- und Trendforschungsinstituts EARSandEYES, gaben 47 Prozent der befragten Personen (unter 30 Jahren) an, durch Handynutzung schon mindestens einmal in eine kritische Verkehrssituation geraten zu sein. Dazu steigt die Zahl der Verkehrstoten an. Einen Trend, den auch die Braunschweiger Polizei mit Sorge beobachtet. Michael Schlutow, Verkehrssicherheitsbeauftragter, Polizei Braunschweig, sprach über die Risiken. Aufklärungskampagnen sollen helfen. 

Die Nutzung des Smartphones während der Fahrt ist komplett verboten, wenn dafür das Gerät aufgenommen oder gehalten werden muss. Allerdings gilt das Handyverbot nicht, wenn das Auto steht und der Motor ausgeschaltet ist. Das Oberlandesgericht Hamm entschied, dass es dabei egal ist, ob der Fahrer manuell den Zündschlüssel umdreht oder der Wagen über eine Start-Stopp-Automatik verfügt. Eine Entscheidung, die besonders vom Auto Club Europa e.V. (ACE) kritisiert wurde.‎ Dabei macht der Polizei nicht nur das Telefonieren Sorgen, immer mehr Menschen würden auch Kurznachrichten schreiben oder auf ihrem Smartphone herumtippen, berichtet Schlutow. Dabei macht er eine einfache Rechnung auf: „Wer fünf Sekunden lang bei Tempo Hundert auf sein Handy schaut, fährt fast 140 Meter blind.“ Die meisten Autofahrer würden die Gefahr scheinbar nicht ernst genug nehmen. Wer mit dem Handy am Steuer erwischt wird, dem drohen 60 Euro Strafen und ein Punkt im Fahreignungsregister, berichtet Schlutow weiter. Auch Radfahrer müssten mit 25 Euro Bußgeld rechnen.

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Michael Schlutow, Foto: Robert Braumann



Wer Wiederholungstäter ist, auf den kann auch eine MPU zukommen. In diesem Zusammenhang hat die Landesverkehrswacht Niedersachsen im letzten Jahr die Aufklärungskampagne „Tippen Tötet“ gestartet. Diese wird nun ausgeweitet. Mit 22 Spannbändern auf den Autobahnen im Land, 250 Plakaten in sieben niedersächsischen Großstädten, 50.000 kostenlosen Postkarten und einem Filmspot bei Facebook und Twitter will die Landesverkehrswacht die Verkehrsteilnehmer für die Gefahren sensibilisieren. Auch weil die Zahl der Verkehrstoten wieder steigt. 457 Menschen kamen im vergangenen Jahr in Niedersachsen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Polizei schaut genau hin


Es müsse einfach in die Köpfe der Menschen, wie gefährlich es wäre, Nachrichten zu schreiben oder zu lesen, sagt Schlutow. Bei einem Unfall kann zudem – verschuldet oder unverschuldet – auch grobe Fahrlässigkeit angenommen werden, mit entsprechenden Kürzungen beim Schadenausgleich. Bei einem Crash droht zudem schnell eine Mitschuld, selbst wenn sonst kein Verschulden vorliegt. Die Polizei würde sehr genau auch die Handys von Unfallfahrern untersuchen und schauen, ob in der Nähe des Unfallortes Aktivitäten mit einem Smartphone getätigt wurden, so der Experte. Geht es nach Schlutow, sollte eigentlich jeder Fahrer die Einsicht haben, dass im Auto eben nur mit einer Freisprecheinrichtung telefoniert werden kann. Er würde sich wünschen, dass der ein oder andere einmal reflektiert, ob die Handynutzung während der Fahrt wirklich nötig ist. Wer darauf verzichtet, würde in jedem Fall sehr viel sicherer unterwegs sein. „Wenn es wirklich wichtig ist, halten Sie an einem sicheren Ort an, stellen Sie den Motor ab und schauen Sie nach“, so der Verkehrssicherheitsbeauftragte.


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