Solidarität mit Sousse – Beispiel gelebter Städtepartnerschaft


Braunschweig. Eine Delegation der Stadt Braunschweig hat Ende Mai die tunesische Partnerstadt Sousse besucht und dort an der ersten Internationalen Touristikmesse teilgenommen.  Foto: Robert Braumann
Braunschweig. Eine Delegation der Stadt Braunschweig hat Ende Mai die tunesische Partnerstadt Sousse besucht und dort an der ersten Internationalen Touristikmesse teilgenommen. Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Eine Delegation der Stadt Braunschweig hat Ende Mai die tunesische Partnerstadt Sousse besucht und dort an der ersten Internationalen Touristikmesse teilgenommen. Sie folgte einer Einladung des Bürgermeisters von Sousse, Mohamed Mokni.

Die Abordnung unter der Führung von Bürgermeisterin Annegret Ihbe führte zudem eine Reihe von Gesprächen und informierte sich über den Stand verschiedener Projekte, die in Sousse mit Braunschweiger Unterstützung auf den Weg gebracht wurden. „Wir konnten uns in den vielen Gesprächen mit dem Bürgermeister, Ratsvertretern, Verantwortlichen der Touristikbranche, Mitgliedern der Tunesischen Vereinigung sowie den Teilnehmern und Gästen der Touristikmesse davon überzeugen, dass durch Optimismus und Ausdauer der Demokratisierungsprozess trotz der schwierigen politischen Situation erfolgreich fortgeführt wird“, fasst Bürgermeisterin Annegret Ihbe die Eindrücke der Reise zusammen. „Wir waren beeindruckt von der positiven Entwicklung des Stadtbildes, das im Vergleich zu den Jahren zuvor wesentlich attraktiver geworden ist. So wurde beispielsweise die Medina, die Altstadt von Sousse, eindrucksvoll saniert. Eines wurde deutlich: Tradition und Moderne sind in Sousse keine Gegensätze, sondern stehen im Einklang miteinander.“

Voneinander lernen


Im Zusammenhang mit den im März 2017 stattfindenden Kommunalwahlen in Tunesien wurde seitens der Stadt Sousse der Wunsch geäußert, Verwaltungsmitarbeiter zu den Kommunalwahlen nach Braunschweig im kommenden September zu entsenden, um sich über die hiesigen Abläufe und Vorgänge näher zu informieren. Darüber hinaus ist Sousse daran interessiert, mit einer Delegation im nächsten Jahr am Braunschweiger Karnevalsumzug, dem „Schoduvel“, teilzunehmen. „Die Solidarität der Stadt Braunschweig mit unserer Partnerstadt Sousse ist mir ein großes, selbstverständliches Anliegen“, betont Oberbürgermeister Ulrich Markurth. „Ich habe meinem Amtskollegen bereits geschrieben, dass wir diesen Wünschen gern entsprechen werden und uns sehr auf die Besuche freuen. Die intensiven Beziehungen zwischen unseren Städten sind ein besonderes Beispiel gelebter Städtepartnerschaft, und Herr Bürgermeister Mokni berichtete mir, dass die Präsenz der Stadt Braunschweig als ein wichtiges und wertvolles Signal der Freundschaft angesehen wird.“ Braunschweig unterstützt ihre Partnerkommune seit der sogenannten „Jasminrevolution“ im Jahr 2011 auf vielfache Weise beim Aufbau demokratischer Verwaltungsstrukturen.

Neben Mittelmeeranrainerstaaten wie Marokko, Algerien und Ägypten präsentierten überwiegend Hotels aus Sousse und Umgebung bei der Touristikmesse ihr breitgefächertes Angebot. Ziel der Ausstellung war es, den Besuchern, überwiegend Touristen aus der Region, die Attraktivität des Reiselandes zu präsentieren. Die Terroranschläge in Tunesien, insbesondere der in Sousse im Sommer 2015, hatten eklatante Folgen für die wirtschaftliche Situation und versetzten dem Tourismussektor einen heftigen Rückschlag. Der Tourismus ist seitdem in ganz Tunesien um mehr als 50 Prozent rückläufig, in Sousse selbst ist der Rückgang noch wesentlich drastischer. Viele Hotels mussten schließen. Die Arbeitslosenquote liegt in Sousse bei etwa 20 Prozent. Die Delegation, der neben Bürgermeisterin Annegret Ihbe die Vorsitzende der Gästeführergilde Braunschweigs, Ulla Billmann, Prof. em. Dr. mult. Dr. h.c. Ali Müfit Bahadir von der Technischen Universität (TU) Braunschweig sowie Petra Havemann, Leiterin der Stelle für Repräsentationen/Internationale Beziehungen im Referat Steuerungsdienst angehörten, vertrat die Stadt Braunschweig auf der Touristikmesse und informierte sich über den aktuellen Stand des Umweltprojektes „Oued Hamdoun“ (Oued = Flusstal). Wie bereits berichtet, ist der südlich von Sousse gelegene Fluss Hamdoun durch nicht ausreichend geklärte Abwässer und durch unzureichende Abfallbeseitigung stark belastet.

Im November 2014 hatte die Stadt Braunschweig gemeinsam mit der TU Braunschweig einen Workshop veranstaltet, in dem Entscheidungsträger verantwortlicher Organisationen für Umwelt, Landwirtschaft und Abwässer sich über die Funktionsweise und die Umsetzung des Umweltschutzes in Deutschland einschließlich der vorhandenen Sanktionsmaßnahmen für Umweltsünder informieren konnten. Gemeinsam mit der TU Braunschweig, der Universität Sousse und den Entscheidungsträgern in Sousse wurden Sanierungsvorschläge erarbeitet. Teilweise wurden die Empfehlungen, wie z. B. eine Katalogisierung der Unternehmen, die an der Verunreinigung beteiligt sind, sowie der Bau einer neuen Aufbereitungsanlage für Abwässer, die in wenigen Monaten in Betrieb genommen werden soll, umgesetzt. Professor Bahadir nutzte die Gelegenheit, weitere fachliche Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Situation den verantwortlichen Gesprächsteilnehmern aufzuzeigen. Allerdings werden zurzeit mit Rücksicht auf vorhandene Arbeitsplätze Sanktionen für Umweltsünder nur sehr zurückhaltend verhängt.

Die Delegation hatte während des Besuchs im Rathaus der Stadt Sousse die Möglichkeit, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig eingerichtete Ideen- und Beschwerdemanagement zu besuchen. Wichtiges Ziel ist es, mehr Transparenz durch die direkte Bürgerbeteiligung zu erreichen. In Sousse gibt es eine lebendige Szene zivilgesellschaftlicher Initiativen, die möglichst in einen direkten Beteiligungsprozess einbezogen werden sollen. Die Einrichtung wird von den Bürgerinnen und Bürgern gut in Anspruch genommen.


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