Sozialdezernentin informierte zur Flüchtlingssituation

von Robert Braumann


Momentan kommen weniger Flüchtlinge als ursprünglich gedacht nach Braunschweig. Foto: Archiv
Momentan kommen weniger Flüchtlinge als ursprünglich gedacht nach Braunschweig. Foto: Archiv | Foto: Anke Donner



Braunschweig. Vor knapp einem Jahr kam der Zug mit rund 900 Flüchtlingen in Braunschweig an und führte vielen das ganze Ausmaß der Situation vor Augen (regionalHeute.de berichtete). Nun hat Sozialdezernentin Dr. Andrea Hanke einen aktuellen Stand der Dinge mitgeteilt.

Man wolle möglichst alles transparenz gestalten, das habe man von Anfang an so gehalten und wolle dies auch weiterhin tun. Ein Beleg dafür wären auch die runden Tische an den jeweiligen Standorten, die öffentlich seien und einen Anlaufpunkt für Bürger darstellen würden. Mittlerweile habe man die Sporthallen in der Donaustraße, Naumburgstraße und Bundesallee frei ziehen können.

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Dr. Andrea Hanke. Foto: Robert Braumann



Sie sollen genau wie die Halle in der Boeselagerstraße nach den Herbstferien wieder zur Verfügung stehen. Die Flüchtlinge befinden sich momentan in einem ehemaligen Bürogebäude in der Saarbrückner Straße (120), weitere 124 sind in der Sporthalle Arminiusstraße untergebracht. 48 Menschen leben in dezentralen Wohnungen. Bisher sind der Stadt 385 Flüchtlinge vom Land zugewiesen wurden. Ursprünglich war man nur für das erste Quartal von 437 Menschen ausgegangen. An den Erstaufnahmeeinrichtungen gäbe es zudem keine nennenswerte Straftaten, teilte die Polizei auf Nachfrage der Stadt mit.

203 Minderjährige


Weiterhin sind 203 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Betreuung der Stadtverwaltung. Sie sind in der Neuen Knochenhauerstraße, im Theologischen Zentrum der Evangelischen Kirche, im Jugendzentrum Mühle und in Familien untergebracht.

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Unbegleitete Flüchtlinge in der Knochenhauerstraße, Foto: Robert Braumann



Die Stadt hat eine Immobilie angemeldet, um in den kommenden Wochen auch das Jugendzentrum wieder für den regulären Betrieb frei zu bekommen. "Ich möchte hier noch einmal deutlich betonen, es gibt sicherlich kein Flüchtlingsproblem in der Stadt", so Hanke. Auch die Sorge das Kindergarten oder Schulplätze wegfallen würden sei nicht berechtigt. "Wir haben im Alter von 0 bis 6 Jahren lediglich 34 Kinder und im Alter von 7 bis 17 momentan 24 Menschen in der Stadt", so Martin Klockgether, Fachbereichsleiter Gesundheit und Soziales. Das stelle also kein Problem da.

Dezentrale Standorte entstehen


Die Bau der dezentralen Standorte liege gut im Zeitplan. Sie sollen ab Anfang 2017 nach und nach fertig werden und bezugsfertig sein. Von den ursprünglich 15 geplanten werden aktuell acht umgesetzt, dies hängt mit den gesunkenen Flüchtlingszahlen zusammen. Die restlichen Planungen verschwinden erst einmal in der Schublade. So könne man flexibel reagieren, falls sich an der Situation wieder etwas verändert.



In den dezentralen Unterkünften wird es eine sozialpädagogische Betreuung und einen Hausmeister geben. Man arbeite momentan an einem Nutzungskonzept, sollten nicht alle Gebäude mit Flüchtlingen belegt werden. "Die Standorte werden sicherlich nicht leer stehen", so Hanke. Das im März verabschiedete Integrationskonzept werde nach und nach umgesetzt. Dazu habe man eine Vielzahl von Projekten gestartet, zum Beispiel die Bildungspaten (regionalHeute.de berichtete) oder die Integrationslotsen (regionalHeute.de berichtete). Zudem werde ein Streetworker in Kralenriede und im interkulturellen Garten eingesetzt.

Weiter hohe Empathie


Die Hilfsbereitschaft in der Stadt sei weiterhin sehr hoch. Doris Bonkowski, Leiterin des Büros für Migrationsfragen, sagte: "Ich finde es unglaublich, dass die Empathie und die Hilfsbereitschaft unverändert hoch ist. Viele wollen sich weiterhin engagieren." Hanke ergänzte: "Wenn wir nicht von Anfang an eine riesige Unterstützung durch das Ehrenamt gehabt hätten, dann hätten wir das kaum geschafft. Das verdient allerhöchste Anerkennung. Ich finde das sehr positiv, der Versuch negative Stimmung zu schüren gelingt nicht. Es ist die Stadtgesellschaft in allen Ausprägungen die das gemeistert hat."

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Integrationslotsen in Braunschweig, in der Mitte Martin Klockgether,   Foto: Anke Donner



Von den 385 Menschen haben 40 eine abschließende Entscheidung des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erhalten und sind anerkannt. Der Rest wartet auf die Entscheidung oder konnte noch keinen Antrag stellen.

Geld wird nicht reichen


Das Land hat zugesichert 10.000 Euro pro Flüchtling im Jahr 2017 beizusteuern. "Dieses Geld wird unser Meinung nach nicht langen, wir gehen von rund 15.000 Eur0 aus, die mindestens benötigt werden", so Hanke. Eine weitere Entwicklung müsse man außerdem im Blick behalten. "Braunschweig ist auch so ein attraktiver Standort, es kommen daher auch Menschen mit Fluchthintergrund nach Braunschweig, die nicht offiziell zugewiesen werden", so die Sozialdezernentin. Dies seien rund 500 Menschen. "Viele von denen sind erst einmal Kunden des Jobcenters. Auch hier besteht oft noch der Bedarf nach Förderung. Hier arbeiten wir an Konzepten wie wir am besten an diese Menschen heran kommen", so Hanke.


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