Unbegleitet und minderjährig: Flüchtlinge kommen in der Mühle unter

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Sie sind minderjährig und unbegleitet: 50 junge Menschen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak sind aktuell im Jugendzentrum Mühle sowie im Jugendschutzhaus Ölper untergebracht. Sie sind mit etwa 135 weiteren Flüchtlingen am Sonntagmorgen in Braunschweig angekommen und werden nun von Pädagogen betreut (regionalBraunschweig.de berichtete).

Gegen zehn Uhr am Sonntagmorgen kamen 50 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren in den Jugendeinrichtungen der Stadt an. Sie waren ganz alleine aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflüchtet. Die Mitarbeiter des Braunschweiger Jugendamtes hatten erst einige Stunden zuvor davon erfahren, dann musste alles ganz schnell gehen. "Wir haben über die Bereitschaftsnummer einen Anruf erhalten. Zwei Kollegen sind dann schnell zum Bahnhof gefahren", erzählt Martin Albinus, Leiter Allgemeine Erziehungshilfe. Da sich nur die wenigsten ausweisen konnten, mussten sich die Mitarbeiter des Jugendamtes auf Antworten und Schätzungen verlassen. Anfänglich seien es noch 70 Jugendliche gewesen, sagt Albinus, doch einige wollten wohl einfach weiterziehen. "Manche hatten eben Ziele; Familien und Freunde, zu denen sie weiter wollten." Die Übrigen 50 sind nun in der Obhut des Jugendamtes.

Wunde Füße


Um die Jugendlichen versorgen zu können, mussten die Mitarbeiter schnell handeln. "Die Metro hat extra für uns am Sonntag die Filiale aufgeschlossen, damit wir die nötigsten Sachen kaufen konnten", so Albinus. Matrazen, Lebensmittel, Kleidung und Drogerieartikel – alles Dinge, die schnell für die jungen Menschen besorgt werden mussten. "Wir haben erst mal Tee gekocht und Brötchen geschmiert. Sie sollten doch zuerst mal ankommen und ihre Familien anrufen, bevor wir ihre Namen notierten", erzählt Albinus. Einige wollten auch gleich zu Verwandten weiter, andere zeigten sich leicht misstrauisch. "Das muss man verstehen, diese jungen Menschen waren lange alleine unterwegs. Auf einmal kommen wir und wollen für sie Verantwortung übernehmen. Sie haben ja ganz andere Erfahrungen mit Staatlichkeit gemacht", sagt Albinus. Dankbar seien sie jedoch alle – dankbar, in Sicherheit zu sein.

Nach der Ankunft in der Mühle und im Jugendschutzhaus mussten die jugendlichen Flüchtlinge zur Erstuntersuchung. Das Gesundheitsamt Braunschweig sollte feststellen, in welchem physischen Zustand sie in Deutschland eingereist sind. "Einen Jungen mussten wir umgehend versorgen, er hatte offene und entzündete Füße von der langen Flucht", sagt Albinus. Ansonsten hätten sie lange geschlafen – Schlaf, den sie wohl lange nicht bekommen hätten.

Wie geht es weiter?


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Schnell mussten am Sonntag Drogerie-Artikel besorgt werden. Foto: Sina Rühland



Wie lange die Jugendlichen genau in der Mühle und im Jugendschutzhaus bleiben, kann Albinus noch nicht sagen. "Es könnte so ein oder zwei Monate dauern, bis wir Alternativen wie Jugendwohngruppen gefunden haben." Man müsse nachforschen, ob einige der Jugendlichen Familie in Deutschland hätten. Sollte dem nicht so sein, würde man sie vor Ort so schnell wie möglich integrieren wollen. "Sie müssen schnell die Sprache lernen und zur Schule gehen – sie sind unter 18 und somit noch schulpflichtig", erklärt Norbert Winkler, Leiter des Jugendamtes Braunschweig.

Ob in den nächsten Tagen weitere geflüchtete Menschen und somit auch unbegleitete Minderjährige in Braunschweig ankämen, wüsste man nicht. "Wir versuchen weitere Objekte zu finden, wo wir die Jugendlichen unterbringen können", sagt Albinus. Darüber hinaus müssen immer wieder die sprachlichen Hürden gemeistert werden. Dolmetscher für unterschiedliche Sprachen und weitere Mitarbeiter aus den Jugend-Fachbereichen würden gebraucht.


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