Vernissage einer Doppelausstellung


Klara Liden, Karl Holmqvist. Foto: Nhite Woise, 2015
Klara Liden, Karl Holmqvist. Foto: Nhite Woise, 2015 | Foto: Nhite Woise, 2015



Braunschweig. In einer Doppelausstellung zeigt der Kunstverein Braunschweig vom 10. September bis 13. November Werke von Klara Liden und Karl Holmqvist. Die Eröffnung der Ausstellung ist am 9. September um 19 Uhr. Der Kunstverein berichtet im Nachfolgenden darüber.

Neben den individuellen Positionen werden auch von beiden gemeinsam entwickelte Raumensembles präsentiert, die das Ergebnis eines seit Jahren engen Austauschs sind. Das zuletzt in 2008 umgesetzte Format, in der Villa Salve Hospes zwei künstlerische Positionen in einer Ausstellung zusammen zu bringen, findet gerade durch die intensive Kollaboration von Liden und Holmqvist eine produktive Zuspitzung. In ihrer künstlerischen Praxis löst Klara Liden Alltagsgegenstände aus herkömmlichen Zusammenhängen und überführt sie als verdichtete urbane Realität in den Ausstellungsraum. Ursprünglicher Funktionen beraubt, wird die Gestalt der vorgeblich vertrauten Gegenstände in den Fokus gerückt. Von Gebrauchsspuren gezeichnete Oberflächen erzählen vom Vorleben der Objekte, das in der Umwidmung zum künstlerischen Artefakt abrupt unterbrochen wurde. Weiß überklebt, avancieren geschichtete Plakate in der Werkgruppe der Poster Paintings zu Tafelbildern. An anderer Stelle geben Konstruktionen aus Karton Videos Raum, die Performances dokumentieren, in denen Liden zumeist selbst als Akteurin in Erscheinung tritt. Ob beim Moonwalk vor trostloser Stadtlandschaft in Der Mythos des Fortschritts (2008) oder in der kalkulierten Attacke auf ein Damenrad in Bodies of Society (2006): Liden unterwandert gezielt gesellschaftliche Verhaltenskodizes und betont das widerständige Potential der körperlichen Aktion.

Karl Holmqvist zeigt Ambivalenz zwischen Bild und Zeichen


In der Tradition der Beat-Generation verwandelt Karl Holmqvist gesprochene Silben, Wörter und Satzfragmente zu zitatreichen dadaistischen Lecture-Performances, während das geschriebene Wort in Künstlerbüchern, Plastiken oder Wandzeichnungen Eingang findet. Texte fungieren als Spielmasse, die in lettristischer Manier zerlegt und anschließend neu montiert, collagiert und verdichtet werden. Dabei changieren die Buchstaben in einer neugewonnenen Ambivalenz zwischen Bild und Zeichen. Die Wiederholung von Silben und Slogans sowie die charakteristisch monotone Sprechweise Holmqvists bewirken eine Demokratisierung der gesagten und aufgezeichneten Wörter. Auf Leinwänden, Hockern oder Textilien gereiht, beginnen sie sich in regelmäßigen Mustern aufzulösen, womit Grundprinzipien der Konkreten Poesie aufgegriffen und mitunter ironisiert werden. In der Artikulation der immer gleichen, aus Lyrik wie Mainstream-Pop entnommenen Phrasen entwickelt das Gesagte eine ungeahnte Zweideutigkeit. In der Videoarbeit Nhite Woise (2015) treffen Klara Liden und Karl Holmqvist schließlich in einer charmant dilettantisch ausgeführten Tanzperformance aufeinander.


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