Zelten statt Wohnen: Studentenvertreter sorgen sich

von Robert Braumann


Das Studentenwohnheim am Rebenrind. Foto: Sina Rühland
Das Studentenwohnheim am Rebenrind. Foto: Sina Rühland | Foto: Sina Rühland



Braunschweig. "Unsere insgesamt mehr als 4.600 Wohnheimplätze sind derzeit an allen Standorten nahezu komplett belegt und wir rechnen damit, dass zum Wintersemester nur ein geringer Anteil der Zimmer frei wird. Dagegen steht in Braunschweig eine Warteliste von mehr als 1000 Studierenden", berichtet Ellen Schwitzer, Leiterin der Abteilung Wohnen beim Studentenwerk Ostniedersachsen. In einem offenen Brief wird die Situation von Johannes Starosta, Studentische Vertreter der TU Braunschweig im Vorstand und Verwaltungsrat des Studentenwerks Ostniedersachsen, beschrieben. Sie finden ihn im folgenden ungekürzt und unkommentiert.
Die aktuelle Sitation in Braunschweig
Kostengünstiger studentischer Wohnraum ist knapp. Schaut man sich die Wohnheim-Plätze der Studentenwerke an, so liegt der Landesdurchschnitt, wie der Bundesdurchschnitt, bei derzeit rund 10 Prozent. Zwar wird diese Zahl auch in Braunschweig erreicht, bei den aktuellen Mieten kann aber nicht mehr von günstigen Wohnraum gesprochen werden. Ein Einzelappartment im größten Braunschweiger Wohnheim APM kostet mittlerweile 356 Euro Warmmiete, also deutlich mehr als im BAföG vorgesehen. Der Bafög-Höchstsatz für Unterkunftskosten beträgt aktuell 224 Euro und wird im Herbst 2016 auf 250 Euro steigen. Somit ist ein Wohnheimplatz im APM mit BAFöG nicht finanzierbar.

Trotz dieser Zahlen strich die Niedersächsische Landesregierung in diesem Jahr auch die letzten Zuschüsse für studentischen Wohnbau. Die Einstellung der Fördermittel erfolgte mit der Begründung, dass der Niedersächsische Landesdurchschnitt den Bundesdurchschnitt erreicht habe (Quelle: Drucksache 17/5560 der Landesregierung Niedersachsen).

Damit verkennt die Landesregierung die hohen Kosten, die durch einen jahrelangen Sanierungsstau und zu geringen Fördermittel bei der Renovierung der Braunschweiger Wohnheime anfielen. Bereits 2013 hat der Landesrechnungshof festgestellt, dass die aus dem Sanierungsstau entstehenden Kosten ohne Hilfe des Landes kaum finanzierbar ist und das Land entgegen vorheriger Zusagen sich nicht an den Kosten notwendiger Erneuerungsmaßnahmen beteiligte. Da die Zuschüsse vom Land nicht ausreichten, musste das Studentenwerk Ostniedersachsen Darlehen zu marktüblichen Konditionen aufnehmen.

„Alleine die Sanierung des APM hat 37 Millionen Euro gekostet. Um die dafür nötigen Darlehen und deren Zinsen abzuzahlen, sah sich das Studentenwerk gezwungen, diese Kosten auf die Mieter*innen umzulegen. Um auch in Zukunft die nötigen Renovierungen vornehmen zu können, musste außerdem der Semesterbeitrag angehoben werden. Mit 98 Euro ist er mittlerweile höher, als bei allen anderen niedersächsischen Studentenwerken.“, erläutert Johannes Starosta, studentisches Mitglied im Verwaltungsrat des Studentenwerks Ostniedersachsen und Studentenwerksreferent des AstA der TU Braunschweig.

Steigender Bedarf an bezahlbaren Wohnraum
Durch steigende Studierenden-Zahlen ist der Bedarf an Wohnheimplätzen stetig gestiegen. Der private Wohnungsmarkt ist bereits seit Jahren überlaufen, wird immer teurer und ist für die studentische Situation zumeist ungeeignet. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eine Hürde für alle, die darüber nachdenken ein Studium zu beginnen. Besonders für junge Menschen aus einkommensschwachen Familien scheint diese Hürde oft unüberwindbar, sodass sie von einem Studium in Braunschweig und Niedersachsen absehen - trotz Talent, Motivation und Ehrgeiz. Wollen die niedersächsischen Studienstandorte im Bundesvergleich weiterhin als attraktiv gelten, ist bezahlbarer Wohnraum ein grundlegender Faktor.

Was wir Studierende aus Braunschweig fordern
Wir fordern, gemeinsam mit den Studierendenschaften aus Niedersachsen, ein schnell umzusetzendes, langfristig tragbares und finanzierbares Wohnkonzept mit einem Sanierungsprogramm bestehender Liegenschaften. Sowohl der Ausbau von Wohnheimplätzen als auch die Bereitstellung von günstigem Wohnraum für Studierende durch das Studentenwerk Ostniedersachsen sind hierbei das Ziel. Wir fordern daher das Land auf, seiner Verantwortung nachzukommen und die Studentenwerke mit den dafür nötigen Finanzmitteln auszustatten.

Braunschweig, den 22. Juli 2016
Johannes Starosta, Studentische Vertreter der TU Braunschweig im Vorstand und Verwaltungsrat des Studentenwerks Ostniedersachsen


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