Zerstörungswut: Wenn Fußballfans randalieren

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Rausgerissene Decken, Zigarettenkippen und ausgelaufene Schnapsflaschen auf dem Boden – so sehen vier Waggons der Deutschen Bahn nach dem Fußballspiel am vergangenen Freitag aus. Dass Eintracht Braunschweig gegen Arminia Bielefeld ihren ersten Saisonsieg zu verzeichnen hatte, schien die Stimmung einiger gewaltbereiter Fans nicht zu besänftigen – die Deutsche Bahn geht von einem geschätzten Schaden in Höhe von 80.000 Euro aus. Neben dem Sachschaden wurde zudem ein Polizeibeamter durch einen Böller verletzt. Die Vandalen sind der Polizei bisher nicht bekannt.

Zirka 580 Fans der Eintracht Braunschweig machten sich mit der Bahn am Freitag auf den Weg nach Bielefeld. Schon zu diesem Zeitpunkt begleiteten zwei fankundige Beamte die Züge und beobachteten das Verhalten der Reisenden. "In Hannover sind dann 50 Bundespolizisten zugestiegen, um ein Aufeinandertreffen von Hannover 96-Fans und Eintracht-Fans zu vermeiden", erzählt Peter Jördening, Leiter der Bundespolizeiinspektion Hannover. "Wir begleiten allerdings nicht alle Fußballfans, sondern nur dann, wenn wir Gefahrenpunkte sehen. Wir wissen von der Fanfreundschaft zwischen Bielefeld und Hannover und waren alarmiert", so Jödering. An diesem Freitag sahen die Beamten einen solchen Gefahrenpunkt. Schon als der Zug aus Braunschweig im Bahnhof von Hannover ankam, flog ein Böller aus dem Fenster. Später soll ein Fan einen weiteren Knallkörper aus dem Fenster geworfen und damit einen Bundespolizisten verletzt haben. Laut der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung handelte es sich dabei um einen Anhänger von Eintracht Braunschweig. Der Polizist erlitt ein Knalltrauma. Auf der Weiterfahrt nach Bielfeld kam es dann zu Unterbrechungen. So zogen Fans die Notbremse und brachten den Zug zum Stillstand. Während der Ankunft im Bielefelder Hauptbahnhof wurde laut Polizeiangaben Pyrotechnik im Bahnhofstunnel gezündet und Polizeibeamte wurden mit Flaschen attackiert.

Vandalismus und rassistische Rufe


<a href= Bundespolizeisprecher Martin Ackert. ">
Bundespolizeisprecher Martin Ackert. Foto: Sina Rühland



Der Rückweg: Nach dem 2:0-Sieg soll die Abreise der Fußballfans zunächst noch weitgehend ruhig und friedlich verlaufen sein. Im Personentunnel des Bielefelder Hauptbahnhofs mussten die gegnerischen Fanparteien getrennt werden, um Auseinandersetzungen zu verhindern. Nachdem der Zug wiederholte Male zum Stillstand gebracht worden war, stiegen die Bundespolizisten mit den Hannover 96-Fans in Hannover wieder aus. Auf dem Weg nach Braunschweig zogen Eintracht-Anhänger immer wieder an der Notbremse. "Es soll rassistische Rufe gegeben haben, außerdem nutzen einige Fans den Stop der Bahn, um auf den Gleisen zu rauchen. Wir vermuten, dass die Notbremse gezogen wurde, weil sie noch mit 96-Fans bei Lehrte verabredet waren", so Inspektionsleiter Jödering.

Beförderungsverbot für gewalttätige Fußball-Anhänger


<a href= Nach dem Spiel. ">
Nach dem Spiel. Foto: regionalHeute.de



Das Ergebnis dieser Rückfahrt steht nun nahe des Braunschweiger Hauptbahnhofes – die Wagons sehen noch immer so aus wie nach der Fahrt. Der Schaden beläuft sich auf zirka 80.000 Euro. "Erst einmal muss die Deutsche Bahn die Kosten der Schäden tragen. Zudem können die Wagons zwei bis drei Monaten nicht eingesetzt werden", sagt Michael Eisenhauer, Leiter Verkehrsbetrieb Niedersachsen. Eine einstellige Millionensumme würde diese Art der Schäden jährlich kosten.

Die Konsequenzen folgen oft auf dem Fuße. So haben die Deutsche Bahn und die Bundespolizei in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass man nun härter gegen Fußballstörer angehen wolle. "Gezielt erkannte Gewalttäter erhalten von uns ein Beförderungsverbot. Das geschieht zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter", so DB-Sicherheitschef Prof. Gerd Neubeck. Es würden die Anhänger ausgeschlossen, die bereits durch extreme Gewalt aufgefallen sind. "In Braunschweig haben wir aktuell für 15 Personen Beförderungsverbote beantragt", erzählt Inspektionsleiter Jödering.

Bilder der Zerstörung



mehr News aus Braunschweig