"Zwischen Zucker und Zink" – Braunschweigs industrielle Zeugnisse

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. "Eine Symbiose aus Geschichte und Gegenwart" hat ein Besucher in das Gästebuch geschrieben. Gemeint ist die Ausstellung "Zwischen Zucker und Zink - Gemälde einer unzugänglichen Welt" von Alexander Calvelli in der Jakob-Kemenate. Calvelli setzt sich in seinen Malereien mit der Industrie als Motiv auseinander und hat sich vorab auf eine Reise durch das Braunschweiger Land begeben.



Herausgekommen sind fotorealistische Gemälde aus Acryl, die anfänglich tatsächlich wie eine Fotografie wirken. Vor zwei Jahren begann Calvelli mit einer Karte Braunschweigs aus den 1959er Jahren, auf dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren. Er war auf der Suche nach der industriellen Geschichte, auch um Orte zu dokumentieren, die vor Veränderungen stehen.

Was er auf der Suche gefunden hat, sind nun wandfüllende Formate, die seine Affinität zu der großen Industrie und zu den technischen Ingenieurbauten zeigen. Gegenständliche Motive wie die Braunschweiger Synagoge, Lehndorfer Mühle, der Hafen, das alte Wasserwerk oder auch das atomare Asse-Endlager wählt Calvelli als gemalte Zeitzeugen aus und überlässt dem Betrachter die Interpretation.

Auf der Leinwand festgehalten, wären die Geschichten der zum Teil denkmalgeschützten Gebäude über den Verfall hinaus. "Bei einigen, der maroden Bauten ist absehbar, dass sie nicht mehr lange erhalten werden können", sagt der Maler. Im Zuge der Recherche habe er festgestellt, dass es praktisch keine Literatur zu der Braunschweiger Industrie-Kultur gebe.



Neben Werken, deren Inspiration der Region zu Grunde liegen, stellt Calvelli außerdem Gemälde aus, deren Motive er in ganz Deutschland gefunden hat. Stilgelegte Stahlhütten, Zechen, Bahnhöfe, Häfen. Und selten Menschen. Ein einsam vor sich hin arbeitender Bergmann gibt dem Bild eine Stimme. Der Maler versteht es, mit seiner subtilen Auswahl und Veränderungen der Motive, dem Gemälde eine Funktion zu verleihen; dem Betrachter eine unzugängliche Welt zu öffnen.

Zur Ausstellung


"Zwischen Zucker und Zink – Gemälde einer unzugänglichen Welt von Alexander Calvelli. Noch bis zum 9. November in der Jakob-Kemenate, Eiermarkt 1a, Braunschweig. Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr.


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